Zitate Archiv
Oktober 2024
«Es gibt die Autonomie der Person und diese Autonomie gilt im Leben und im Sterben […] Palliative Care versteht sich selbst nicht als Alternative zur Suizidhilfe, sondern aus der Palliative Care heraus können durchaus Suizidwunsch und Suizidhilfe gerechtfertigt werden. Das ist kein Widerspruch. Das sind nicht Alternativen, die sich in irgendeiner Weise bekämpfen oder konkurrenzieren.»
Frank Mathwig, Beauftragter für Theologie und Ethik bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS)
In: «Die Debatte um Suizid, Sterbehilfe und Sterbetourismus» erf Medien, 16.9.24
September 2024
«Was ist für Sie würdevolles Sterben?
Wenn es selbstbestimmt ist. Wenn ich dann gehen kann, wann ich will, und auf die Art, die ich will. Meine Mutter hatte Krebs und hat sich entschieden, zu warten, bis es zu Ende ist, obwohl wir Exit diskutiert hatten. Auch das kann würdevolles Sterben sein. Das ist sehr individuell. Für mich persönlich war der Tod meiner Mutter vor 20 Jahren der Auslöser, mich bei Exit als Mitglied anzumelden. An ihrer Stelle wäre ich ein paar Wochen früher gegangen und hätte nicht bis zum Schluss gewartet.»
Alois Carnier, Regionalleiter Exit Deutsche Schweiz und Präsident der Christkatholischen Kirchgemeinde Schaffhausen/Thurgau West
In: «Wir fragen darum mehrmals nach: ‹Wollen Sie wirklich sterben?›» Sonntagszeitung, 11.8.24
August 2024
«Worum geht es beim Trauern?
Jeder denkt bei Trauern nur an den Verlust eines Angehörigen. Dabei ist Trauer das am meisten missverstandene Gefühl. Trauer meint jede Art von Verlusterfahrung. Trauer ist, wenn ich umziehe und meinen Wohnort wechsele. Wenn die Kinder ausziehen. Trauer ist, wenn ich in Rente gehe. Wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere. Trauer ist, wenn mein Haustier stirbt. Oder wenn ich gesundheitlich eingeschränkt bin. Und Trauer taucht auch oft schon bei Angehörigen von noch Lebenden auf, die sich auf den Tod vorbereiten.»
Susanne Cullmann, Kunsttherapeutin
In: «Trauer ist das am meisten missverstandene Gefühl», Süddeutsche, 17.7.24
Juli 2024
«Ist der Tod das letzte Tabu?
Man redet ungern mit Menschen, die man gerne hat, über deren Ableben. Das ist wie eine Hürde. Als würde man es durch das Schweigen vermeiden können, was natürlich völliger Blödsinn ist. Tabu klingt für mich so, als wäre es verboten. Ich glaube viel mehr, dass uns die Werkzeuge und die Worte fehlen, darüber zu reden und das zu begleiten. Der Tod wird aus dem eigenen Leben ausgelagert.»
Pia Hierzegger, Schauspielerin
In: «Der Tod wird aus dem Leben ausgelagert», NEUE Vorarlberger Tageszeitung, 19.6.24
Juni 2024
«Diesen Makel der Vergänglichkeit nicht ständig beheben zu wollen – das ist die Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Sterben ist gesellschaftlich nicht anerkannt, obwohl es etwas vom wenigen ist, das uns ausnahmslos alle angeht. Gerade in unserer Gesellschaft, in der so viele Möglichkeiten, die wir zur Ver- fügung haben, ungleich verteilt sind, müssen wir uns diesen Fragen stellen.»
Ursula Fuchs-Egli
Kinder- und Jugendpsychiaterin
in: «Was ist uns unsere Gesundheit wert?», Die Wochenzeitung WOZ, 23.5.2024
Mai 2024
«Es wird so getan, als ob der assistierte Suizid von schwerstkranken, leidenden Menschen dasselbe ist wie der Suizid eines 30-jährigen Familienvaters, der mitten im Leben steht. Es wird so getan, als ob es den gewaltsamen Suizid im hohen Alter von kranken Menschen nicht geben würde. Dieser ist aber leider traurige Realität. Es wird verdrängt, das mitunter grosses Leiden verlängert und das Sterben hinausgezögert wird – nur weil es technisch oder medizinisch möglich ist.»
Dr. Christina Kaneider
Palliativärztin und Medizinethikerin
in: «Das Sterben müssen wir aushalten», Tiroler Tageszeitung, 20.4.2024
April 2024
«Ich möchte am liebsten jedem ständig erzählen, dass du gestorben bist, vielleicht, weil ich selbst anfangen will, das wirklich zu verstehen. Mir wird klar, dass niemand gelernt hat, über Suizid zu sprechen, und weil niemand niemandem auf die Füsse treten will, wird das Thema gemieden.»
Christina Lopinski
in: «Ich seh’ dich nicht im Himmel», Süddeutsche Zeitung, 27.3.2024
März 2024
«Das Leben ist ein Geschenk, ich darf es Gott auch wieder zurückgeben.»
Alois Carnier
Präsident der Christkatholischen Kirchgemeinde Schaffhausen/Thurgau West
in: «Würdevoll Abschied nehmen», St. Galler Nachrichten, 10.1.2024
Februar 2024
«Als Pflegefachfrau habe ich oft sterbende Menschen gepflegt. Viele sind sehr ruhig gestorben, andere hatten einen schwierigeren Kampf, bis sie gehen konnten. Ich bin überzeugt von der Palliativmedizin- und Pflege, aber ich habe auch deren Grenzen kennengelernt. Wir leben in einer Gesellschaft in der Individualität und Selbstbestimmung wichtig sind. Und ausgerechnet bei einer so wichtigen, vielleicht der wichtigsten Entscheidung soll dies nicht gelten. Es wäre unproblematisch, wenn die Menschen bezüglich der Pflegeheime freie Wahl hätten. Aber oftmals müssen die pflegeabhängigen Menschen dort eintreten, wo eben gerade ein Platz frei ist. Ich bin der Meinung, dass wir uns hier nicht für die Institutionen, sondern für die Menschen einsetzen müssen. Die Institutionen werden einen Weg finden, wie sie mit diesen herausfordernden Situationen umgehen können. Aber es ist unwürdig und unmenschlich, wenn man zum Sterben noch umziehen muss in ein anderes Heim, ein Hotel oder zu jemandem nach Hause. Für die Angehörigen ist es um ein Vielfaches schlimmer, wenn Menschen den Weg über einen Suizid wählen, sich mit einer Waffe umbringen oder vor einen Zug springen, als wenn sie den Weg über einen assistierten Suizid wählen können. Und Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Fachpersonen in der Regel kein Problem haben mit assistiertem Suizid.»
Nadine Vögeli
Kantonsrätin SP und Co-Präsidentin SP Kanton Solothurn
In ihrem Votum zum Auftrag 0077/2023 (DDI) betreffend Zulassung des assistierten Suizids in Heimen im Kanton Solothurn
Januar 2024
«Vieles können wir auch mit dem besten Willen nicht beeinflussen. Viel hilfreicher als eine «Du kannst alles schaffen»-Mentalität oder etwa sich vorzunehmen, «positiv zu denken», finde ich beispielsweise die Ansätze der sogenannten Akzeptanz- und Commitment-Therapie. [ Was verstehen Sie darunter? ] Sich im eigenen Leben und Verhalten möglichst nach seinen persönlich wichtigsten Werten ausrichten, Distanz zu vereinnahmenden Gedanken einüben, deren Hintergründe verstehen lernen und beherztes Tun: In den eigenen Handlungsentscheidungen Prioritäten setzen im Sinne der persönlich wichtigen Werte und Lebensziele. Das ist auch für einen Menschen mit gesundheitlichen oder sozialen Einschränkungen möglich. Es überrascht nicht, dass gerade Menschen, welche mit chronischen Erkrankungen konfrontiert sind, von solchen Ansätzen nachweislich profitieren.»
Paul Weber
Fachpsychologe für Psychotherapie FSP, Chefpsychologe und Leiter Ambulatorium PZO im Spitalzentrum Oberwallis in Brig.
in: «Schöner, fitter, erfolgreicher. Coaching-Influencer sagen, wie das geht. Gefahr oder Segen?», Walliser Bote, 23.10.2023
Dezember 2023
«Das mutige Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 spricht ausdrücklich davon, dass Menschen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben haben. Und zwar unabhängig vom Alter und dem Grad ihrer Erkrankung. Das Urteil des nachgeordneten Kölner Verwaltungsgerichts vom 7. November 2023 verengt diese freiheitliche Grundsatzentscheidung auf die Herausgabe von Natriumpentobarbital und lehnt sie ab. Hatte Karlsruhe Sterbewillige zu Subjekten ihres Lebens und Sterbens erklärt, werden sie nun wieder zu Objekten degradiert, über die Dritte entscheiden: gewisse Politiker, Kirchenleute und Journalisten. Auf diese Weise wird die grundgesetzlich garan-tierte Würde des Menschen mit Füßen getreten.»
Prof. Dr. Dr. Werner H. Ritter emeritierter Professor für Theologie, Universität Bayreuth / Bamberg
in: «Sterbende werden wieder zu Objekten degradiert», Coburger Presse / Frankenpost, 22. / 23.11.2023
November 2023
«Die Kunst im Leben ist, jeden Menschen und seinen Willen zu verstehen. Ich verurteile nicht, aber befürworte auch nicht. Ich kann also nicht beurteilen, ob dieser Weg der richtige ist. Für mich persönlich ist er es bis jetzt nicht. Ich möchte gerne meinen Weg weitergehen und schauen, was kommt. Am Schluss muss das jede und jeder für sich selbst herausfinden. Wir können diese Entscheidung nicht für andere treffen.»
Manuel Arn Vorstandsmitglied des Vereins ALS Schweiz
in: «Ich lebe gern und vertraue auf Gottes Kraft» kath.ch, 15. Oktober 2023
Oktober 2023
«Wir neigen dazu, Menschen, die sich das Leben genommen oder es versucht haben, zu verurteilen. Wenn wir Fortschritte machen wollen, sollten wir dasselbe Mitgefühl, dieselbe Milde und Liebe für sie aufbringen, die wir zeigen, wenn jemand an einer Krankheit gestorben ist.»
Clancy Martin kanadischer Professor für Philosophie und Autor
in: «Es war ein Sieg des Lebens über meine Suizidversuche» Tages-Anzeiger, 2. September 2023
September 2023
«Menschen müssen damit rechnen können, dass unabhängig davon, wo sie sich aufhalten, Grundrechte gelten. Wenn mich heute die Mitarbeiterin von Exit nicht besuchen darf, ist es morgen mein homosexueller Lebenspartner? Es ist schon verrückt, wie gesellschaftlich tabuisiert unsere Sterblichkeit ist. Ein gesellschaftlich vertiefter Diskurs würde uns wohl allen helfen, offener damit umzugehen.»
Jeannette Büsser Berufsbeiständin, Sozialarbeiterin und Zürcher Kantonsrätin
in: «Sterbehilfe zulassen», nau.ch, 4. August 2023
August 2023
«Der Mensch ist stärker als er glaubt, aber jeder hat seine rote Linie. Dass Sterbehilfe jederzeit möglich ist, hilft, Schmerzen zu ertragen. Weil man es jederzeit beenden könnte. Da das Leben aber trotzdem grossartig ist, verschiebt man die rote Linie immer wieder.»
Claude Cueni Schweizer Autor
in: «Selbstmitleid ist Zeitverschwendung», Blick, 19. Juni 2023
Juli 2023
«Wir benötigen kein neues Gesetz, vielmehr Respekt vor dem Intimraum von Arzt und Patient*in und Vertrauen in ärztliches Urteilsvermögen; und mehr Ärzte, die sich dem Anliegen nachvollziehbarer Suizidbeihilfe ihrer Patient*innen öffnen.»
Dr. med. Michael de Ridder Arzt, Autor und Vorsitzender der Hans-Joachim- und-Käthe-Stein-Stiftung für Palliativmedizin
in: «Es braucht kein neues Gesetz. Das bestehende Strafrecht schützt Patient*innen und Ärzt*innen bereits gut vor den Gefahren durch eine unverantwortliche Suizidhilfe.» (Link zum Artikel in der taz)
Juni 2023
«In dieser Situation möchten wir einen anderen Weg vorschlagen – und zwar eingedenk der ethischen Maxime, dass auch und gerade das Unterlassen eine ethisch verantwortliche Handlungsweise sein kann. Unsere schlichte, aber eindringliche Botschaft lautet: Keiner der vorliegenden Gesetzentwürfe hilft Menschen, die einen Suizid erwägen, in ihrer existenziell schwierigen Lage. Anstatt komplizierte Konstruktionen zu ersinnen, die die (juristisch sogenannte) Freiverantwortlichkeit bei einer Entscheidung für einen selbst gewählten Tod sicherstellen sollen, und in der Folge erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen in flächendeckende Suizidassistenzberatung zu stecken, sollte dieses Geld primär in Suizidprävention sowie die Palliativ- und Hospizversorgung investiert werden.»
Reiner Anselm, Claudia Bausewein, Peter Dabrock und Wolfram Höfling
in: «Recht auf Leben, Rechte im Sterben», FAZ, 14. Mai 2023
Mai 2023
«Für die Gesellschaft als Ganzes handelt es sich keinesfalls um ein Entweder-Oder. Vielmehr sollte in einer modernen Gesellschaft beides verfügbar sein: eine hoch entwickelte und breit zugängliche Palliative Care und die Möglichkeit des assistierten Suizids. Wobei es in der Schweiz so ist, dass die beiden Bereiche (anders als etwa in Belgien) klar getrennt sind, sich aber gegenseitig respektieren.»
Georg Bosshard Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, spezialisiert auf Geriatrie, Privatdozent für Klinische Ethik an der Universität Zürich und Mitglied der Ethikkommission von Exit
in: «Nachgefragt», Magazin «Grosseltern», Ausgabe 02/2023
April 2023
«Ich würde aber nie einen Menschen, der Sterbehilfe in Anspruch nehmen will, verurteilen. Das steht mir nicht zu. Die Würde eines Menschen gebietet es, davor Respekt zu haben.»
Michael König Schauspieler
in: «Darf man sterben wollen?» «Bühne», Ausgabe No 27, 3/2023 (Link)
März 2023
«Wer sich kirchlichen Moralvorstellungen beugen will, kann dies tun. Aber die Bevormundung jener, die ihr Selbstbestimmungsrecht auch auf das Lebensende ausgedehnt wissen wollen, muss endlich aufhören.»
Mag. Jolanthe Soyka, Graz (A)
in: Leserbrief zum Beitrag «Sterbehilfe: "So kann das Gesetz nicht bleiben"» vom 1. Februar 2023 (Link) Kleine Zeitung / Steiermark, 6. Februar 2023
Februar 2023
«Wir stellen fest, dass sich vor allem Menschen mit chronischen Krankheiten oder Schmerzpatienten, die sich quasi in einem suizidalen Tunnel befinden, wieder stabilisieren können, sobald ihnen die Möglichkeit eines assistierten Suizids offensteht. Das ist durchaus nachvollziehbar: Wenn geklärt ist, dass man begleitet, sicher und schmerzfrei sterben darf, dann beginnt eine neuerliche Auseinandersetzung: Was ist mir noch wichtig im Leben? Will ich das wirklich oder sehe ich doch noch eine Alternative?»
Paul-David Borter Stv. Leiter Freitodbegleitung, EXIT (Deutsche Schweiz)
in: «Bei uns geht es nicht nur ums Sterben. Es geht vor allem ums Leben», Walliser Bote, 30. Dezember 2022 (Link)
Januar 2023
«Suizid ist keine Krankheit. Es ist auch kein Symptom einer psychischen Erkrankung. Es ist eine Handlung.»
Konrad Michel Prof. emeritus. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie Bern
in: «Suizid eines Spitzensportlers: Warum nahm sich mein Freund Luc das Leben?», Das Magazin, 3. Dezember 2022
Dezember 2022
«Die theologische Tradition hat immer gewusst, dass in Grenz- und Extremsituationen Lebensumstände mit einer derart fundamentalen, existenziellen Bedrohung eintreten können, dass nach menschlichem Ermessen ein würdiges Weiterleben kaum mehr möglich ist. Hier – so wird gesagt – habe man sich eines ethischen Urteils zu enthalten und den Gewissensentscheid in seiner ganzen individuellen Rätselhaftigkeit zu respektieren. Der Philosoph und gläubige Christ Robert Spaemann hat einmal formuliert: Einem Freund, der sich in einer äusserst prekären Situation nach langen ernsthaften Überlegungen zum Suizid entschieden hat, würde er bis zum Letzten beistehen, ihn unterstützen und die daraus entstehenden Konsequenzen auf sich nehmen. Ich selbst würde genauso handeln. Denn in erster Linie verdient die freie und verantwortliche Person Achtung, und nicht deren Handlung, auch wenn ich anderer Überzeugung sein sollte.»
Adrian Holdenegger Kapuziner, Professor em. für Moraltheologie und Ethik, Universität Freiburg i. Ue.
in: «Die Person zählt», Doppelpunkt, 1. Dezember 2022
November 2022
«Sterben ist immer ein Leben in between, denn man lebt ja, und die Frage ist, inwieweit man das eigene Leben noch gestalten kann: Inwieweit hat man die Kraft und den Willen, selbst noch Erlebnisse und Erfahrungen zu gestalten, oder inwieweit überlässt man sich dem eigenen Ende und auch dem Gesundheitswesen als passive Patientin oder als passiver Patient.»
Corina Caduff Literaturwissenschafterin
in: «Sterben ist etwas sehr Intimes» Schweizer Monat, Ausgabe 1101 – November 2022 (Link)
Oktober 2022
«Ich möchte nicht die Dienste einer Suizidhilfeorganisation annehmen. Ich bin aber grundsätzlich dafür, dass man das darf, vor allem in einem Heim wie hier. Ich finde es merkwürdig, dass das immer noch unter dem Deckel gehalten wird. Das sollte doch selbstverständlich sein! Obwohl die Stadtzürcher Heime nun offiziell Gesundheitszentren für das Alter heissen, ist ja klar, dass wir nicht krank eintreten und gesund wieder rauskommen.»
Lou Buschor (88) Bewohnerin Gesundheitszentrum für das Alter Sydefädeli, Zürich
in: «Gott würde mir verzeihen, wenn ich mit Exit sterben würde» Neue Zürcher Zeitung NZZ, 5. September 2022 (Link)
September 2022
«Epikur sagte, solange wir da sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir es nicht mehr. Dann kam die christliche Kirche und machte den Menschen mit Hölle und Fegefeuer Angst. Das ist nun vorbei. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum wir den Tod trotzdem noch fürchten. Ich glaube, es ist nur der Neid, dass die anderen weiterleben dürfen, man selbst aber nicht. Übrigens ist das Sterben nicht anstrengend. Ich war zwei Mal schon fast tot und kann Ihnen versichern, es war sanft. Sie schwimmen langsam weg, wie bei einer guten Narkose. Das ist nicht unangenehm.»
Ferdinand von Schirach (* 12. Mai 1964) Rechtsanwalt und Schriftsteller
in: tagesanzeiger.ch, 2. September 2022
August 2022
«Keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu sichern, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustür zu treten und nachzusehen, was es gibt.»
Gottfried Keller (1819-1890)
Schweizer Dichter und Zürcher Staatsschreiber
Juli 2022
«Muss wirklich jeder Sterbewillige beim Psychiater auf die Couch, bevor ihm Sterbehilfe gewährt wird? Der Entschluss zum Suizid ist trotz aller äußeren Anlässe ein komplexer innerer Vorgang, den man nicht unbedingt offenlegen möchte.
Vielleicht handelt es sich auch um Probleme in einer Liebesbeziehung, die man ebenfalls nicht offenlegen möchte, noch nicht einmal der geliebten Person. Diese persönliche Sphäre zu achten, gehört ebenfalls zur Würde des Menschen. Nicht jeder kennt einen Arzt, mit dem er so vertraut ist, dass er sich ihm gerne öffnet. Schließlich ist das Problem zu lösen, dass der Arzt sich aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen weigert, das Rezept für ein todbringendes Medikament auszustellen, oder der Apotheker, das Medikament auszuliefern.
Muss der zum Tod Entschlossene dann wirklich auf verschlungenen Wegen ein exotisches Gift besorgen wie Mynheer Peeperkorn im "Zauberberg"? Sicherlich: Aufklärung tut not und der Schutz vor übereilten Schritten. Aber wenn das unberührt bleibt, dann muss ein Anspruch auf Hilfe zu einem schmerz- und konfliktfreien Tod bestehen, der nicht in das Ermessen eines "Beraters" gestellt ist.»
Dr. Harald Kallmeyer
in: «Cicero - Magazin für politische Kultur», Ausgabe 30.6.2022
Juni 2022
«In einer Verfassung müsste ein Recht verankert sein, das jedem, der sterben will, Hilfe garantiert», sagte Conti. «Eine Frage der Würde».
Fernando Conti Romanfigur
in: Pascal Mercier, «Das Gewicht der Worte», Roman, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München 2020; ISBN 978-3-446-26569-1
Mai 2022
«Es gibt keine Pflicht zu leben. Ich finde es unmenschlich, wenn ein anderer kommt und sagt: Du musst leben!»
Rolf Sigg (1917-2017) evang. Pfarrer und langjähriger Geschäftsführer von EXIT Deutsche Schweiz
in: «Club» (Sendung des Schweizer Fernsehens) vom 21. März 1989
April 2022
«Der Tod ist nichts, was du fürchten müsstest. Er kann zur schönsten Erfahrung deines Lebens werden. Alles hängt davon ab, wie du gelebt hast.»
Elisabeth Kübler-Ross Psychiaterin und Sterbeforscherin (1926 - 2004)
in: «Das Rad des Lebens.» Droemer Knaur, München 2000
März 2022
«Die Leute sind der Selbsttötung gegenüber polemisch. In hundert Jahren wird man sagen: Donnerwetter, was waren das für komische Leute? Sich selbst töten ist ein Menschenrecht, wenn es nicht mehr auszuhalten ist. Das kann einem kein Staat, keine Familie, keine Religion absagen!»
Martin Walser Schriftsteller
in: «Ich vertraue auf die Schweiz – es passiert nichts Schlimmes» «Blick», 26.2.2016
Februar 2022
«Es steht niemandem zu, von aussen zu sagen: Du willst sterben, aber ich weiss es besser als du, das kann man aushalten. Das ist eine Intervention in den innersten Bereich der autonomen Persönlichkeit und damit tangiert es die menschliche Würde.»
Reinhard Merkel deutscher Rechtsphilosoph
in: «Suizid, Selbsttötung und Freitod Wem gehört mein Leben?» deutschlandfunk.de, 5. Januar 2022
Januar 2022
«Menschen, die terminal krank sind, sollen die Möglichkeit würdiger und anteilnehmender Sterbehilfe haben, nebst der bereits bestehenden wunderbaren Palliative Care. Ich bete, dass Politiker, Gesetzgeber und Religionsführer den Mut haben, die Wahl zu unterstützen, welche terminal kranken Bürgerinnen und Bürger treffen, um Mutter Erde in Würde und Liebe zu verlassen»
Desmond Mpilo Tutu (1931 - 2021) südafrikanischer Erzbischof, Friedensnobelpreisträger und Menschenrechtsaktivist
Videobotschaft im Zusammenhang mit seinem Interview mit der «Washington Post» (Link, übersetzt aus dem Englischen)
Dezember 2021
«Viele religiöse Menschen sind gegen Sterbehilfe, weil nur der Schöpfer über das endgültige Auschecken der Erdenbewohner entscheiden darf. Dann müsste man aber, wie noch vor nicht allzu langer Zeit (und bei manchen bis heute), jede medizinische Hilfe ablehnen, denn diese verschiebt mit ihren Errungenschaften das von Gott gebuchte Abreisedatum ebenfalls.»
Urs Schönbächler Kolumnist
in: «Die Moral im Doppel» «Südostschweiz», Glarner Nachrichten, 25.11.2021
November 2021
«Wenn unser Gesundheitswesen eine allgemeine Forderung stellen würde, die Alten sollten besser aufpassen, dass sie ihren Kindern nicht zur Last fallen, dann wäre das unmoralisch und illegal. Eine humane Gesellschaft hat Mittel dafür bereitzustellen, Alte, Demente, Bedürftige zu pflegen, solange die das auch wollen. Wenn ich aber entscheide, nie in ein Alters- und Pflegeheim eintreten zu wollen, dass ich nicht geistig und körperlich zerfallen, als Ruine von mir selber weiterexistieren will, ist das mein persönlicher Entscheid und nicht einer, der gesellschaftlich gefällt wird.»
Werner Kriesi Pfarrer und Freitodbegleiter bei Exit
in: «An einen solchen Gott glaube ich nicht» Tages-Anzeiger, 9. Oktober 2021
Oktober 2021
«Ich hätte nichts dagegen, wenn es überhaupt kein Gesetz dazu geben würde. Dann wäre es einfacher, den Menschen Leid zu ersparen, wenn sie es nicht mehr ertragen und sterben möchten. Das ist eine Frage der Barmherzigkeit. Und man muss auch sich selbst gegenüber barmherzig sein.»
Nikola Göttling MS-Betroffene und Aktivistin für Suizidhilfe in Österreich in: «Wienerin mit MS: «Entscheide selbst, wann ich sterbe.»»
Heute.at, 22. September 2021
September 2021
«Dass wir es als Lebende überhaupt aushalten, mit dem Tod vor Augen zu existieren, dass wir uns nämlich keineswegs so verhalten, als warteten wir nur die schliessliche Vollstreckung des Todesurteils ab, das bei unserer Geburt über uns gesprochen wurde, mag damit zusammenhängen, dass wir jeweils in eine uns spannende Geschichte verstrickt sind, deren Ausgang wir nicht kennen. Der Lebensüberdruss, das daedium vitae, ist vielleicht nichts anderes als ein Erlahmen dieses Gespanntseins.»
Hannah Arendt (1906 - 1975) Politologin, Philosophin, Journalistin in: «Vita activa oder Vom tätigen Leben» (2002, 12. Auflage 2013) München, Piper VerlagGmbH
August 2021
«Freiheit scheint ein Ding zu sein, das man sich überhaupt nicht schenken lassen kann, das man vielmehr von innen heraus behaupten muss, und zwar durch Werteschöpfung aus dem Wachstum.»
Adrien Turel (1890 - 1957) Schweizer Schriftsteller in: «aß-System der historischen Werte». Europa-Verlag, Zürich 1944
Juli 2021
«Tatsächlich sind viele Patientinnen und Patienten Mitglied einer Sterbehilfeorganisation. Viele nehmen die Möglichkeit als beruhigend wahr, aus dem Leben scheiden zu können, wenn sie ihr Leben nicht mehr als lebenswert empfinden. Bis zum Suizid gehen aber nur wenige, ungefähr drei bis vier Prozent der Patientinnen und Patienten. Das könnte daran liegen, dass Palliative Care viele krankheitsbedingte Leiden stark lindern kann.»
Prof. Dr. Dr. med. Sophie Pautex, Leiterin Service de médecine palliative Hôpitaux universitaires de Genève (HUG)
In: «Wir werden stärker wahrgenommen als vor Corona» «Schweizerische Ärztezeitung» (SAEZ), 2021;102(26):896-898; 30. Juni 2021 (Link)
Juni 2021
«Wenn wir den Menschen als ein sich entwickelndes Wesen betrachten, gehört auch Endlichkeit dazu. Man muss nicht die ganze Zeit den Gedanken im Kopf haben, dass man morgen tot sein könnte. Aber der Tod fordert uns heraus, er hilft uns, gewisse Schritte im Leben zu gehen. Der Tod macht auf seine Weise etwas möglich.»
Sandra Eckstein, Leiterin der Palliativabteilung am Universitätsspital Basel
In: «Wir haben Patienten, mit denen wir in den letzten Tagen viel lachen» – ein Gespräch mit zwei Palliativärztinnen «NZZ Folio», 2. Januar 2021 (Link)
Mai 2021
«Das Leben ist für jeden glaubenden Menschen eine Gabe Gottes. Aber zugleich ist es der Wille Gottes, dass der Mensch dafür Verantwortung trägt. Diese Verantwortung hört in der letzten Phase des Lebens nicht auf. Es gibt in der Bibel kein Argument dagegen, dass sich jemand unter Umständen selber das Leben nimmt – oder besser gesagt: sein Leben Gott zurückgibt.»
Hans Küng, Theologe (19. März 1928 - 6. April 2021)
In: «Ich bin in der Endphase»; anlässlich seines Todes abgedrucktes Interview aus dem Jahr 2013.
«Aargauer Zeitung», 8. April 2021 (Link)
April 2021
«Die vergangenen Monate haben uns gelehrt, dass die Medizin nicht jeden heilen kann. Die Pandemie hat den Tod zurück in unser Leben gebracht. Wir sind wieder dort, wo wir vielleicht vor hundert Jahren waren. Der Tod ist eine Gewissheit für uns alle, er eint uns in der Endlichkeit. Vielleicht erinnert uns diese Pandemie daran, dass wir das Leben nicht so leben sollten, als gäbe es den Tod gar nicht.»
Tanja Fusi-Schmidhauser, Palliativärztin in Lugano
In: «Wir haben Patienten, mit denen wir in den letzten Tagen viel lachen» – ein Gespräch mit zwei Palliativärztinnen «NZZ Folio», 2. Januar 2021 (Link)
März 2021
«Manchmal, wenn man unerträgliche Schmerzen hat oder das Leben unerträgliche Umstände bietet, fühlt man sich in die Ecke gedrängt. Dieses Gefühl von Ohnmacht oder die Angst vor Schmerzen sind ganz schlimm. Da kann allein schon der Ausblick auf ein selbstbestimmtes Ende entspannen, und Freude am Leben wird wieder möglich.»
Dorothea Murri, Leiterin Beratungsstelle «Leben und Sterben» der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn
In: «Der Tod hat mich früh fasziniert» «Thuner Tagblatt», 26. Januar 2021
Februar 2021
«Ulrich Lilie* vertritt im Interview «Das bleiben wir: Anwälte des Lebens» (22. Januar) eine mutige und erfreulich unverkrampfte Linie. Bemerkenswert auch, wie er sich von den Interviewern nicht aufs Glatteis führen lässt – etwa mit der Unterstellung, dass in Ländern, wo die Suizid-Assistenz unstrittig ist, «der Druck auf alte Menschen (…) gestiegen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen». Das ist eine aus der Luft gegriffene Behauptung, ein von Liberalisierungsgegnern an die Wand gemaltes Schreckgespenst. Ich wohne seit einem Vierteljahrhundert in der Schweiz und kann nichts dergleichen feststellen. Der assistierte Suizid ist hier einfach eine Option, die sich viele offen halten, aber nur wenige in Anspruch nehmen. Und niemand macht ein Aufhebens davon, dass es diese Option gibt.» *Ulrich Lilie ist Präsident der Diakonie Deutschland
Jörg Bertsch, Basel/Schweiz
Leserbrief «Unverkrampfte Schweiz», «Süddeutsche Zeitung», 2. Februar 2021
Januar 2021
«Was die Würde am Lebensende ausmacht, kann nie ein Dritter entscheiden.»
Dr. Wolfram Proksch, Rechtsanwalt, Wien, Mitglied des Beirats der Österreichischen Gesellschaft für ein Humanes Lebensende (ÖGHL)
in: Videotalk "STANDARD mitreden" rund um das Recht auf den Tod, 20. Dezember 2020; Link
Dezember 2020
«In Anbetracht dessen, dass wir alle eines Tages sterben müssen, ist es überraschend, dass wir uns nicht stärker bemühen, einen Zeitpunkt zu wählen, der uns selbst passt, statt eine so wichtige Sache dem Zufall, der erschöpften Natur oder der Entscheidung anderer zu überlassen.»
Eliot T. O. Slater, britischer Arzt, 1904-1983
in: «The Case for Voluntary Euthanasia», 1971; Deutsches Zitat aus: «Die Freiheit zum Tode: Ein Plädoyer für das Recht auf menschenwürdiges Sterben. Euthanasie und Ethik» von Paul Moor; 1984; Verlag Rowohlt
November 2020
«Jeder wünscht sich, über Nacht einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen, wenn es zu Ende geht. Nur, das schaffen die wenigsten, und insofern weiss ich nicht, was auch mich zukommt. Ich möchte schlicht und einfach die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wann ich ein unerträgliches Leiden nicht mehr ertragen will.»
Hans-Jürgen Brennecke Kämpfer für die Durchsetzung des Rechts auf ein selbstbestimmtes Lebensende in Deutschland
in: «Selbstbestimmt sterben: Ein langer Kampf geht weiter», ndr, «Hallo Niedersachsen», 11.10.2020 (Link)
Oktober 2020
«Ich glaube, dass dem Patienten versichern zu können, dass man ihm im Endeffekt, wenn gar nichts anderes mehr geht, helfen kann, viel beruhigender für ihn ist und ihn viel länger ausharren lässt, ihn nicht nötigt, irgendwelche gewalttätigen Aktionen umzusetzen wie mit dem Auto gegen einen Pfeiler zu fahren oder sich irgendwo runterzustürzen oder sich zu erhängen.»
Marc Hoffmann Arzt und Schmerztherapeut; Mitkläger am Verfassungsgerichtshof in Wien gegen das Sterbehilfeverbot in Österreich
in: «Heikle Diskussion um Sterbehilfe», orf, «Hohes Haus», 27.9.2020 (Link)
September 2020
«Der Verdacht, der da geäussert wird, dass ein unheimlicher Druck auf die Sterbenskranken, die nicht mehr leben wollen, zukommt, ist empirisch nicht valide ausgewiesen. Es ist eine Befürchtung, mit der seiner-, ihrerseits beide Kirchen Druck auf die Gläubigen und auf die Menschen machen. Ich finde das nicht in Ordnung.»
Werner H. Ritter Evangelischer Theologieprofessor im Ruhestand
in: «Selbstbestimmt am Lebensende: die evangelische Pluralität «Die Zeit der Eindeutigkeit ist vorbei»», deutschlandfunk.de, 28.8.2020 (Link)
August 2020
«Sei nicht vor der Zeit unglücklich! Was als drohendes Unheil in dir Schauder erregt, tritt ja vielleicht gar nicht ein, bestimmt aber ist es noch nicht da. So quält uns manches mehr, als es sollte; manches eher, als es sollte; und manches, das uns überhaupt nicht quälen sollte.»
Lucius Aennäus Seneca (~1 - 61 n.Chr.)
Römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann
in: «Briefe an Lucilius», Brief 13 «Keine unnötige Furcht vor künftigem Unheil»
Juli 2020
«Ich möchte gehen dürfen, wann ich will, das ist mein Recht, mein Menschenrecht.»
Stefan Mezgolits
an Multiple Sklerose erkrankter Kläger am österreichischen Verfassungsgericht gegen das Verbot der begleiteten, selbstbestimmten Leidens- und Lebensbeendigung, einem Rechtsverfahren von DIGNITAS
in: «Streifall Sterbehilfe: Ich will sterben dürfen», News.at, 25. Juni 2020 zusammen mit Dr. Christian Fiala und Josef „Joesi“ Prokopetz
Juni 2020
«Jeder Mensch besitzt eine aus der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen des Wohles der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann. Daher lässt es die Gerechtigkeit nicht zu, dass der Verlust der Freiheit bei einigen durch ein grösseres Wohl für andere wettgemacht wird. Sie gestattet nicht, dass Opfer, die einigen wenigen auferlegt werden, durch den grösseren Vorteil vieler anderer aufgewogen werden.»
John Rawls (1921 - 2002) amerikanischer Philosoph
in: «A Theory of Justice» («Eine Theorie der Gerechtigkeit»)
Mai 2020
«Zwar ist der Suizid heute in vielen Ländern straffrei – in der Schweiz ist er seit 2006 sogar Menschenrecht –, doch die moralische Verurteilung bleibt bestehen. Für christliche Kirchen ist das Weiterleben eine gottgegebene Pflicht, und auch für säkulare Humanisten kommt jedem Menschenleben ein Wert an sich zu. Es sind darum häufig nicht die Parlamente und Ethikkommissionen, die den Weg zum assistierten Suizid frei machen, sondern die Verfassungsgerichte – so im letzten Herbst in Italien und diesen Februar in Deutschland. Und selbst dort, wo er seit längerem legal ist, etwa in den Niederlanden oder der Schweiz, müssen ihm akute egoistische Motive wie eine schwere unheilbare Krankheit zugrunde liegen, damit sich niemand von der Gesellschaft in den Tod gedrängt fühlt. Dabei ist es eine solche Indikationsregelung, die gewisse Menschen als möglicherweise «sterbenswert» diskriminiert. Zugleich wird das Leid aller anderen lebensmüden Menschen pauschal banalisiert. In dem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts, das das Verbot institutioneller Sterbehilfe gekippt hat, heisst es darum ausdrücklich, dass die Beihilfe zur Selbsttötung nicht "auf fremddefinierte Situationen wie schwere oder unheilbare Krankheitszustände oder bestimmte Lebens- und Krankheitsphasen beschränkt" sein dürfe.»
Ingo Niermann Schrifsteller
in: «Mein Wille geschehe – Sollten Covid-19-Patienten Sterbehilfe erhalten können? Eine persönliche Betrachtung.», Das Magazin, 18. April 2020 (Link)
April 2020
«Ob Christ oder Nicht-Christ: das Sterben ist so ein intimer, das ist der intimste Prozess. Ich verstehe nicht, warum da die Gesetzgeber meinen, sie müssen das jedem Menschen sagen, wie das geht.»
Lea Söhner
in: «Paragraf 217 - Das Urteil über das Recht am eigenen Tod»; ein Filmbeitrag von Dilan Gropengiesser für ZEIT ONLINE (Link)
März 2020
«Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und soweit sie angeboten wird in Anspruch zu nehmen. Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben ist nicht auf fremddefinierte Situationen wie schwere oder unheilbare Krankheitszustände oder bestimmtes Lebens- und Krankheitsphasen beschränkt. Es besteht in jeder Phase menschlicher Existenz. Eine Einengung des Schutzbereichs auf bestimmte Ursachen und Motive liefe auf eine Bewertung der Beweggründe des zur Selbsttötung entschlossenen und auf eine inhaltliche Vorbestimmung hinaus die dem Freiheitsgedanken des Grundgesetzes fremd ist. Die Entscheidung des Einzelnen, dem eigenen Leben entsprechend seinem Verständnis von Lebensqualität und Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz ein Ende zu setzen entzieht sich einer Bewertung anhand allgemeiner Wertvorstellungen, religiöser Gebote, gesellschaftlichen Leitbilder für den Umgang mit Leben und Tod und Überlegungen objektiver Vernünftigkeit. Sie bedarf keiner weiteren Begründung und Rechtfertigung, sondern ist im Ausgangspunkt als Akt autonomer Selbstbestimmung von Staat und Gesellschaft zu respektieren»
Prof. Dr. Dres. h. c. Andreas Voßkuhle
Präsident und Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe
Anlässlich der Urteilsverkündung des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgrichts am 26. Februar 2020 über die Beschwerden gegen Paragraph 217 des deutschen Strafgesetzbuches „geschäftsmässige Förderung der Selbsttötung“
Das Urteil (Link)
Video der Urteilsverkündung (Link)
Februar 2020
«Viele alte Menschen fragen sich zu Recht, weshalb sie am Lebensende – sollten sie ihre Gebrechen und ihr Leiden nicht mehr aushalten – diese wohl wichtigste Entscheidung nicht selbst oder zusammen mit Angehörigen fällen können. Ein Grund dafür ist, dass die Suizidhilfe für Hochbetagte ohne schwerste tödliche Krankheit in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert oder gar totgeschwiegen wird. Aufgrund dieser stillen moralischen Verurteilung gehen zu viele alte Menschen den Weg des gewaltsamen Suizids, der für alle Betroffenen schrecklich ist. Oder sie verbringen ihre letzten Lebensjahre in einem unglücklichen Leidenszustand, bis sie der natürliche Tod endlich vom nur noch als Last empfundenen Leben erlöst.»
Dr. Marion Schafroth / Jürg Wiler
Präsidentin / Vizepräsident EXIT Deutsche Schweiz
in: «Den Altersfreitod nicht totschweigen», Schweizerische Ärztezeitung SÄZ, 2020;101(5):137–138 (Link)
Januar 2020
«Der Tod an sich machte mir keine Angst – auf das Leben danach war ich schon immer neugierig gewesen. Mehr Sorgen bereitete mir das eigentliche Sterben. Glücklicherweise haben die Bürger der Schweiz die rechtlich abgesicherte Möglichkeit des assistierten Suizids, also der Beihilfe zur Selbsttötung. […] Mir erschien das als ein vergleichsweise schmerzloser Weg zur Lösung eines schmerzlichen Problems. Es existieren auch einige Organisationen, die einem dabei helfen, zum Beispiel Exit und Dignitas.»
Tina Turner Sängerin *1939 als Anna Mae Bullock
in ihrer Autobiographie «My Love Story»
Dezember 2019
«[…] ich verstehe, dass man überfordert ist, wenn man selber die Verantwortung für seinen Tod übernehmen und diesen sogar planen muss. Gleichzeitig geht es heute kaum noch anders. Denn einerseits sind die medizinischen Möglichkeiten schier endlos, andererseits ist es im neuen Erwachsenenschutzrecht klar geregelt, dass alle das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben haben. Das heisst: Nicht ein Ärzteteam, sondern die Patienten müssen entscheiden, wie sie sterben möchten. […]»
Roland Kunz Chefarzt für Akutgeriatrie, Leiter des Zentrums für Palliative Care, Stadtspital Waid, Zürich
in: «Manche verdrängen den Tod bis zum letzten Atemzug» SonntagsZeitung, 24.11.2019
November 2019
«Darauf zu bestehen, dass ein Mensch auf eine Art und Weise stirbt, die nach Meinung anderer richtig ist, für ihn selbst jedoch in einem gravierenden Widerspruch zu seinem Leben steht, ist eine Form menschenverachtender Tyrannei.»
Ronald M. Dworkin amerikanischer Philosoph, *1931
in: Die Grenzen des Lebens. Abtreibung, Euthanasie und persönliche Freiheit, Rowohlt, Reinbek 1994, S. 301
Oktober 2019
«Jeder sollte für sich klären, was Lebensqualität bedeutet und wo die persönlichen Grenzen liegen. Die medizinischen Möglichkeiten sind heute immens. Im Unterschied zu früher sind wir aufgefordert, uns selbst zu entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen.»
Monika Obrist Präsidentin palliative.ch
in: «Es ist wichtig, zu klären, wo die persönlichen Grenzen liegen», Zürichsee-Zeitung Bezirk Horgen, 12.10.2019
September 2019
«Uns darf auf keinen Fall unsere Würde und Selbstbestimmung genommen werden»
Jan Grabowski Betriebswirt, an ALS erkrankt in: «Kritik an Spahns Intensivpflegegesetz», taz, 21.8.2019 (Link)
August 2019
«Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.»
Benjamin Franklin (1706 - 1770) amerikanischer Staatsmann und Wissenschaftler
Juli 2019
«Wenn man nun das Selbstbestimmungsrecht, die Autonomie und Würde eines voll geschäftsfähigen Menschen anerkennt und wirklich ernst nimmt, geht es nicht an, ihn in Umstände oder Situationen zu zwingen bzw. in Leidenszuständen gefangen zu halten, die er als unmenschlich und entwürdigend empfindet und die er – wäre er dazu in der Lage – mit einem sicheren, schmerzlosen, ärztlich assistierten Suizid beenden würde.»
in: «Lebensende: Antrag gegen Verbot von Sterbehilfe beim VfGH eingereicht», Institut für Ehe und Familie, Österreich (Link), zitiert aus der Verfassungsklage im Auftrag von DIGNITAS - Menschenwürdig leben - Menschenwürdig sterben
Juni 2019
«Wir sollten uns um ein gutes und erfülltes Leben bemühen und am Ende dieses Lebens, in unserer vertrauten Umgebung und im Kreise unserer Lieben, um einen Tod, für den es sich zu sterben lohnt.»
Sir Terry Pratchett (1948 - 2015) Autor der Scheibenwelt (Discworld) Romane
in «Aus der Tastatur gefallen, Gedanken über das Leben, den Tod und schwarze Hüte», Goldmann-Verlag, München 2018, Seite 372
Mai 2019
«Die Leute haben ein falsches Bild von psychisch kranken Menschen. Sie denken, Depressive seien mit dem Leben überfordert und nicht in der Lage, klar zu denken, sie seien labil und schwach. Deshalb müsse die Gesellschaft alles unternehmen, um sie vor sich selber zu schützen. Ich sehe Depressive ganz anders. Depressive leiden, aber sie sind es gewohnt, unter widrigen Umständen grosse Leistungen zu erbringen, privat und im Job. Sie wollen auch ihre Mitmenschen nicht belasten. Suizid ist nicht die Sterbeform der Depressiven. Wer sich unter diesen Bedingungen trotzdem für einen Suizid entschliesst, ist alles andere als schwach.»
Dr. Josef Giger, Psychotherapeut
in «Umdenken beim Umgang mit Suizid», in der «NZZ», 23. April 2019
April 2019
«Die Menschen werden besser lernen müssen, ihre Sterblichkeit anzunehmen. Dazu gehört, dass sie das tun, was heutzutage immer noch viel zu selten getan wird: dem Gespräch über die letzten Dinge in der Familie, im Freundeskreis, mit dem Hausarzt nicht aus dem Wege gehen. Man stirbt nicht daran, dass man übers Sterben redet. Es kann aber sehr wohl sein, dass man dadurch einst etwas leichter stirbt.»
Heribert Prantl
in der «Basler Zeitung» vom 1. April 2019
März 2019
«Wir stellen fest: Viele Patienten ertragen das weitere Leben auch bei schweren Einschrän-kungen oft länger, wenn sie wissen, dass sie am Ende selbst entscheiden können.»
Jürg Wiler Kommunikationsvorstand Exit Deutsche Schweiz
in «Suizidhilfe: Ein höchst persönlicher Entscheid», NZZ Online, 12. Februar 2019
Februar 2019
«Ein Rat an die Philantropen. Wenn ihr die Zahl der Suizide wirklich verringern wollt, dann sorgt dafür, dass Menschen sich nur noch nach reiflicher Überlegung, in Ruhe und frei von jeglicher Unsicherheit umbringen.»
Michel Focault (1926 - 1984) französischer Philosoph
in «Ein so schlichtes Vergnügen»
Januar 2019
«IDie Sehnsucht nach Wohlbefinden ist eine Konstante des Daseins. Nicht jeder aber versteht dasselbe darunter.»
Maurizio Ferraris
Professor für Philosophie an der Universität Turin
in der «NZZ» vom 14. Januar 2019 (Link)
Dezember 2018
«Ich persönlich bin überzeugt, dass es vom biblischen Hauptgebot der Liebe aus meine Pflicht als Christ ist, auch solche Menschen, die sich für «Exit» entschieden haben, nicht allein zu lassen.»
Andreas Zimmermann
katholischer Seelsorger im Pflegeheim Muri
in: «Seelsorge und «Exit» – Kein Widerspruch», Horizonte, 8. November 2018 (Link)
November 2018
«Dass die sogenannte FMH, eine private ärztliche Standesorganisation, kürzlich eine zum Tode führende Krankheit als Voraussetzung für eine ärztliche Beihilfe zum Suizid festgelegt hat, ist ein schwerwiegender Verstoss gegen die Menschenrechte und vor allem gegen das für uns alle wichtige Gut der Patientenautonomie. Da spricht sich eine reaktionäre Tendenz zur Bevormundung von uns als Patienten aus. Zum Glück werden solche Verlautbarungen aber nur bei einem Teil unserer Ärzteschaft akzeptiert. Rechtlich bindend sind sie in keiner Weise, wie Gerichte wiederholt festgestellt haben. Dass eine grosse Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den geschilderten Situationen auf hohem ethischem Niveau menschlich und verständnisvoll auf die Sterbewünsche ihrer seit langer Zeit mit ihnen vertrauten Patienten eingeht, zeigt dankenswerterweise ein anderes Bild. Keiner dieser Ärzte würde im Moment des Abschieds von seinem Patienten auch nur eine Sekunde lang daran denken, dass ihm durch ausgebliebene Lebensverlängerung mögliche Honorare verloren gingen.»
Walter Fesenbeckh
Theologe und Freitodbegleiter
in: Leserbriefe «Leidende haben Recht auf Suizid», WOZ, Ausgabe Nr. 44, Seite 27, 1. November 2018
Oktober 2018
«Nachdem verschiedene Westschweizer Kantone eine Regelung für Sterbehilfe in den Akutspitälern geschaffen haben, ist es sicher angezeigt, dass wir ebenfalls prüfen, ob wir Richtlinien erarbeiten wollen.»
Guido Graf
Regierungsrat Kanton Luzern Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartementes
in: «Trotz Schmerzen: Todkranker Mann musste zum Sterben nach Hause», Luzerner Zeitung, 20. September 2018
September 2018
«Palliative Pflege kann nicht jeden Schmerz betäuben. Auch ein starker Glaube kann nicht jede Einsamkeit ausschliessen. Und was ich selbst nicht leisten kann, darf ich einem andern nicht vorschreiben. Das heisst, wer gegen Sterbehilfe ist und nicht durch einen begleiteten Freitod sterben will, darf mit gutem Gewissen sein Leben möglichst natürlich (Medikamente inbegriffen) beschliessen. Aber er darf seine Überzeugung niemandem aufzwingen, also auch nicht durch Gesetze, welche die freie Entscheidung für alle einschränken oder verunmöglichen.»
Paul Kohler pensionierter Pfarrer der Ref. Kirchgemeinde Pratteln-Augst
in: «Über das Sterben frei entscheiden», BaZ vom 15. Mai 2018
August 2018
«Die Freiheit lässt sich nicht definieren: man übt sie aus. Sie ist ein Einsatz. Der Beweis für die Freiheit ist kein philosophischer sondern ein existentieller: es gibt Freiheit immer dann, wenn es einen freien Menschen gibt, immer dann, wenn ein Mensch es wagt, Nein zur Macht zu sagen.»
Octavio Paz (1914 - 1981) Mexikanischer Schriftsteller und Diplomat
in: «Der menschenfreundliche Menschenfresser. Geschichte und Politik 1971 - 1980» (im Original: «El Ogro Filantrópico»
Juli 2018
«Der Sinn, den man selbstbestimmt seinem Leben gibt, kann in den Tod führen, bei den alten Griechen wie heute. Dann sind andere Menschen vielleicht für den Tod mitursächlich, aber deswegen noch nicht mitverantwortlich.»
Thomas Maissen Schweizer Historiker. Direktor am Deutschen Historischen Institut Paris
in: «Überleben bedeutet keineswegs gut leben», NZZ am Sonntag, 17.6.2018
Juni 2018
«Wenn ihr die Zahl der Selbstmorde wirklich verringern wollt, dann sorgt dafür, dass Menschen sich nur noch nach reiflicher Überlegung, in Ruhe und frei von jeglicher Unsicherheit umbringen.»
Michel Focault
in: «Ein so schlichtes Vergnügen», übersetzt von Michael Bischoff, in: ders., Schriften in vier Bänden, Bd. 3: 1976-1979, übersetzt von Michael Bischoff, Hans-Dieter Gondek, Hermann Kocyba und Jürgen Schröder. Frankfurt/M. 2003. S. 970-973; hier: S. 971f.
Mai 2018
«Generationen von Deutschen haben dafür gekämpft, den Feudalismus, den Naziterror und die Entmündigungstendenzen des sogenannten Sozialismus zu überwinden, um in Würde und Selbstverantwortung in einem demokratischen Staat leben zu können. Immer wieder wird die Autonomie bei der Willensbildung und die Eigenverantwortlichkeit mündiger Bürgerinnen und Bürger öffentlich beschworen. Aber in einer alle Menschen existenziell betreffenden Angelegenheit – nämlich human sterben zu dürfen – entmündigt der Staat aufgeklärte Menschen.»
Dr. Diethard Mai
in: Leserbriefe zu «Am Ende des Lebensbogens» in «Der Spiegel», 14.4.2018
April 2018
«Es wäre wichtig, dem depressiven Menschen diese Freiheit und dieses Recht auf Selbstbestimmung des assistierten Sterbens zu gewähren, ohne Einschränkung und zusätzliche Auflagen. Die braucht er nicht, dazu ist er zu sorgfältig und zu pflichtbewusst. Er braucht keinen Vormund, der ihm sagt, was er zu tun und zu lassen hat. Er braucht keinen, der ihm seine Zu-rechnungsfähigkeit attestiert, und er braucht niemanden, der ihm die Erlaubnis zum Sterben gibt. Auch alte Menschen, die nicht mehr leben wollen, sollen ungeachtet ihrer Gründe eine anerkannte und legitime Form des Sterben wählen dürfen, um ihre Würde wahren zu können. An ihrem Willen und Denken zu zweifeln und ihre Zurechnungsfähigkeit infrage zu stellen ist in hohen Maße respektlos. Akzeptiert zu werden in ihrem letzten Willen und damit den Weg zu öffnen zu einem bejahten Sterben, sollte für alle alten Menschen, die diesen Weg gehen wollen, selbstverständlich werden. Den Menschen respektieren heißt auch, ihn in seinem Sterben respektieren. . . . Ich selbst plädiere dafür, dass von den Sterbebegleitungsorganisationen den Menschen, die wirklich sterben wollen, nicht zu viele Steine in den Weg gelegt werden, auch wenn nachvollziehbar ist, dass sie sich heute nach allen Seiten hin absichern. Aber es sollte nicht auf Kosten der Sterbewilligen gehen, die ansonsten doch den einsamen Tod wählen müssen, weil die administrativen Hürden zu hoch sind und damit auch eine Haltung zum Tragen kommt, die die Depressiven und Alten leicht als Misstrauen und Bevormundung interpretieren können. All die Auflagen, die die Sterbewilligen erfüllen müssen, sollten einzig dazu dienen, ihnen den Weg zum Suizid zu erleichtern.»
Dr. Josef Giger-Bütler Psychotherapeut in Luzern
im Buch : «Wenn Menschen sterben wollen - Mehr Verständnis für einen selbstbestimmten Weg aus dem Leben», erschienen 2018, ISBN 978-3-608-96184-3
März 2018
«Solange die anhängigen Untätigkeitsklagen gegen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von den zuständigen Verwaltungsrichtern nicht beschleunigt werden, wird das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe öffentlich vorgegebene Ziel, keine Erlaubnisse auszustellen, auf zynische Weise in Etappen erreicht: Die ersten Antragssteller sind bereits verstorben.»
Dr. Jacqueline Neumann,
Wissenschaftliche Koordinatorin des Instituts für Weltanschauungsrecht ifw
in: «Auch das Gesundheitsministerium sollte sich an geltendes Recht halten» ifw-Kommentar zum Suizidbeihilfe-Gutachten von Udo Di Fabio (Link)
Februar 2018
«Durch Palliativpflege werden die Kranken bestens versorgt und betreut. Die Personen warten, bis der Tod eintritt. Für manche ist das der richtige Weg, aber nicht für alle. Andere wollen den Zeitpunkt selber bestimmen. Das ist der Unterschied. Ein gutes Sterben findet an beiden Orten statt.»
Carmen Lanini-Wey
im Interview, Obersee Nachrichte, 18. Januar 2018
Januar 2018
«Es gibt kein mehrheitsfähiges Sterben, es gibt nicht einmal mehrheitliche Todesarten. Es gibt so viele Tode wie es Menschen gibt, denn alle haben Anrecht auf den vielzitierten «eigenen Tod» . . . Die Demokratie endet dort, wo das Sterben beginnt. Dort hat sie nicht mehr mitzureden, weil sie es nicht kann. Wenn sie zu reglementieren versucht, gelingt ihr nichts als das Verbieten. Sie nennt es nicht verbieten, sie masst sich an, die Staatsbürger «schützen» zu wollen.»
Urs Frauchiger Musiker und Autor
in: «Woran um Himmelswillen sollen wir noch sterben? Plädoyer für das eigene Leben und den eigenen Tod»
Dezember 2017
«Die Selbsttötung muss von der christlichen Stigmatisierung befreit werden. Das betrifft sowohl den assistierten Suizid im Fall der Sterbehilfe, als auch die Selbsttötung ohne ersichtlichen Grund.»
Jürgen Domian Moderator, Autor des Romans «Dämonen»
im Interview mit der «Neuen Westfälischen» >> Link
November 2017
«Uns Freisinnigen ist das Recht auf die persönliche Freiheit wichtig. Wir brauchen keine Bevormundung.»
Cornelia Zecchinel Mitglied des Grossen Rates des Kantons Thurgau
anlässlich der Debatte über die Interpellation «Sterbehilfe im Thurgau» am 25. Oktober 2017 im Rathaus Weinfelden >> Link zu Unterlagen
Oktober 2017
«Es muss die Freiheit des einzelnen Menschen sein, den Entscheid über das Ende seines Lebens selber zu treffen. Ergo bin ich offen gegenüber der Sterbehilfe. Ich habe keine moralischen Probleme mit Exit oder mit Dignitas.»
Ignazio Cassis Bundesrat
in: NZZ Neue Zürcher Zeitung 7.9.2017
September 2017
«Selbstbestimmtes Sterben ist die Fortsetzung eines selbstbestimmten Lebens.»
Ueli Nagel Alt-Gemeinderat
in: «Den eigenen Tod nicht den anderen überlassen» Tages-Anzeiger, 26. Juli 2017
August 2017
«Was sind die Argumente der Sterbehilfe-Gegner? Bei der Ärztekammer ist es Angst vor der Verantwortung und Geldgier unter dem Vorwand der Lebenserhaltung. Wenn die Apparate schon dastehen, müssen sie auch laufen, damit sie abgerechnet werden können. Bei den Kirchen ist es Dummheit und bei der Politik Klientelpflege. Die Konservativen in der gebeutelten Merkel-CDU sollen mal wieder gepampert werden mit einem richtig leckeren reaktionären Leichenschmaus. Alle drei benutzen das Sterben für ihre Zwecke.»
Florian Schroeder
in: «Hätte, Hätte, Fahrrad-Kette – Die Kunst der optimalen Entscheidung», 4. Auflage Februar 2015, © 2014 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, ISBN 978 3 499 62920 4, Seite 333 - 334
Juli 2017
«Kritik ist wie Wind auf dem See. Er ist manchmal stark, kann aber auch nützlich sein, weil er Kraft gibt zum Segeln.»
Didier Burkhalter Bundesrat
Juni 2017
«Heutzutage hat man es auch hierhin viel kommmoder als ehedem. [...] Man hat nämlich eine Generalbase erfunden, die gar lange Beine und einen weiten Mund hat, und wer die auf seine Seite bringt, dass sie sich für ihn auf die Beine macht von Haus zu Haus, der macht in Karriere seine Karriere. Diese Hauptbase ist nämlich die Presse und ihre vielen Töchtern sind die Zeitungen. Oh, was sind alle alten und jungen Basen, nenne man sie Klatsch- oder Schnapsbasen, in der ganzen Welt gegen diese Hauptbase und ihre Töchterlein! Die wissen zu sagen, was niemand sonst weiss; die wissen zu rühmen, wo niemand es sonst täte; die können schelten und spotten, wo sonst jeder ehrliche Mensch sich schämen würde. Oh, wer diese Base und einige kleine Bäschen bestochen hat durch Frechheit oder Karisieren, der kann sicher sein, dass er es weit bringt, und wenn auch kein guter Faden an ihm wäre [...] Ja, die Base ist eine gar wichtige Staatsperson geworden übt grosse Macht. Sie leistete anfangs grosse Dienste und tat gar fromm und züchtig, man glaubte ihr daher aufs Wort. Das machte sie aber übermütig, sie liess die Hörnlein hervor und wurde halt eben eine Frau Base, und seitdem sinkt ihr Kredit, und sie wird nach und nach durch ihre Töchterlein, wenn sie sie nicht besser dressiert, nicht mehr ausrichten als andere Basen.»
Jeremias Gotthelf
in: Leiden und Freuden eines Schulmeisters, erster Teil
S. 141 - 143 der Anfangs 20. Jh unter der Leitung von Rudolf Hunziker und Hans Blösch im Eugen Rentsch Verlag herausgegeben Gesamtausgabe. Erste Veröffentlichung des Textes 1838
Mai 2017
«Das Thema «Selbstbestimmtes Sterben» hat Hochkonjunktur, meist wird über den assistierten Suizid diskutiert. Damit wird die Herausforderung des Themas aber fundamental verkannt. Assistierte Suizide machten 2014 nur gerade 1,2 Prozent aller Todesfälle aus und spielen darum für die Frage des selbstbestimmten Sterbens nur eine marginale Rolle. Die wesentlichen Fragen ergeben sich aus dem Umstand, dass wir in einer Zeit leben, in der wir aufgrund medizinischer Fortschritte und der Bedingungen unseres Gesundheitswesens genötigt sind, uns mit einem neuen Paradigma im Umgang mit dem Sterben vertraut zu machen. Dieses besteht darin, dass Sterben – früher Inbegriff der Erfahrung eines fremdverfügten Schicksals – zunehmend zum Gegenstand eigenen Entscheidens wird»
Roland Kunz
Chefarzt der universitären Klinik für Akutgeriatrie im Stadtspital Waid, Zürich, und Dozent für Palliativmedizin an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich
Heinz Rüegger
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut Neumünster, einem auf Altersfragen spezialisierten Kompetenzzentrum der Stiftung Diakoniewerk Neumünster, Zollikerberg, sowie assoziiertes Mitglied des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich.
in: «Ein neues kulturelles Paradigma des Sterbens», Neue Zürcher Zeitung, 12. April 2017
April 2017
«Die Sterbenden bringen oft einen Humor mit rein, der deftig und fast richtig skurril ist. – Sterbende Menschen sind mehr als sterbend. Kein Mensch will in seiner letzten Lebensphase nur auf dieser Ebene wahrgenommen werden»
Margret Füchsle Pflegefachfrau
im Referat «Humor in der Sterbebegleitung», organisiert vom Verein «Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden Region Rigi» «Sterbebegleitung mit Humor geht sehr wohl», Bote der Urschweiz; 10.3.2017
März 2017
«Gelernt habe ich dabei, dass man Politik und den Glauben nicht vermischen kann. Man kann nicht aufgrund von persönlichen Glaubensüberzeugungen in einer säkularen Gesellschaft politisieren.»
Johannes Zollinger Stadtrat von Wädenswil und ehemaler Kantonsrat für die Evangelische Volkspartei EVP
in: «Die Arbeit im Kantonsrat ist mir keineswegs verleidet», Zürichsee-Zeitung, 7.1.2017
Februar 2017
«Wir sprechen zu wenig über das Sterben. Es ist wichtig, dass Patienten Gedanken und Wünsche ansprechen können. Man muss miteinander schauen, welche Möglichkeiten es gibt, das Sterben in einem für den Patienten positiven Sinn zu gestalten.»
Roland Kunz Chefarzt Geriatrie und Palliative Care, Spital Affoltern am Albis
in: «Wir sprechen zu wenig über das Sterben» Zürcher Oberländer, 27. Januar 2017
Januar 2017
Der Traum von Freiheit ist niemals ausgeträumt solang ein Mensch noch hoffen kann solang sein Inneres sich aufbäumt gegen Dummheit und Borniertheit gegen Ungerechtigkeit steh auf - net morg'n, net übermorg'n steh - es ist höchste Zeit
Georg Danzer 7.10.1946 – 21.7.2007 österreichischer Liedermacher
Dezember 2016
«Diese Patienten werfen sich vor den Zug – das ist viel schrecklicher für alle Beteiligten. Der Paragraf ist eine Katastrophe für die Suizidprävention.»
Prof. Dr. Jochen Taupitz
Ordinarius an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Mannheim
über den am 10. Dezember 2015 in Kraft getretenen § 217 des Deutschen Strafgesetzbuches („Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“)
in der «Ärztezeitung», 28. November 2016 (Link)
November 2016
«Als meine Frau noch berufstätig war, hat sie auf der Pflege gearbeitet, und es ist passiert, dass eine alte Frau, die wahrscheinlich eben unter einem gewissen Druck, wie ihr auch erzählt jetzt, ins Pflegeheim musste, sich aus dem zweiten Stock noch mit einem Stuhl über den Balkon lehnen konnte und aussen heruntergefallen ist und auf diese Art Suizid begangen – und meine Frage, die ich an Herrn Gmür stellen möchte, der von der Theologie her kommt: Könnte man da, wenn man dieser Frau ermöglicht hätte, auf eine humanere Art zu sterben, könnte man das nicht quasi mit Nächstenliebe begründen? – das steht auch in der Bibel. Und schickt uns der liebe Gott ins Pflegeheim? Oder schicken uns die Leute ins Pflegheim? Der liebe Gott hätte uns zu Hause vielleicht schon längst sterben lassen. Aber es will uns ja niemand mehr zu Hause sterben lassen. Ich würde gerne daheim sterben, wenn es soweit ist.»
Felix Merki Landwirt
in der Sendung «ARENA», 1. Juli 2016, auf SRF 1
Oktober 2016
«Am Anfang hatte ich eine unklare Einstellung zur Sterbehilfe. Aber im Angesicht des Leidens von Tanner ist mir klargeworden, dass ich den Weg, den er gewählt hat, unterstütze. Ich begreife die Herzlosigkeit von Menschen nicht, die so einen Wunsch verweigern wollen. Und Tanner ist ja kein Einzelfall.»
Wolfgang Prosinger 1948 - 2016 Autor, Kulturkorrespondent, Redaktor des Tagesspiegels Berlin
über sein Buch «Tanner geht» in einem Interview mit «Der Spiegel», 22. Setpember 2008
September 2016
«Die meisten Menschen sagen, dass sie sich kein Ende wünschen, bei dem sie an Maschinen angeschlossen sterben. Eine Umfrage unter Ärzten hat ergeben, dass 90 Prozent für sich selbst eine aggressive Therapie am Lebensende ablehnen. Und dennoch verordnen sie es ihren Patienten massenweise. Nicht einmal 25 Prozent der Chefärzte finden einer anderen Umfrage zufolge den Willen der Patienten überhaupt maßgeblich . . . Die Pharmaindustrie hat den geschickten Schachzug gemacht, dass sie uns Ärzte quasi am Umsatz beteiligt. Wenn man bestimmte teure Medikamente verschreibt, ist der Patient oft Teilnehmer einer Studie der Firma. Der Arzt muss dazu nur regelmäßig ein paar Bögen ausfüllen, das macht seine Arzthelferin, das dauert zehn Minuten. Er bekommt dafür im Schnitt pro Patient 670 Euro. Im Schnitt wohlgemerkt, es gibt Therapien, da werden 7000 Euro bezahlt. Wenn Sie als Arzt zehn solche Patienten haben, bekommen Sie eine kleine Wohnung dafür. . . . Chefärzte werden finanziell an Eingriffen beteiligt, an Herzoperationen, an Dialysen. Etwa 40 Prozent von ihnen geben sogar zu, hier und da mal zu operieren, wo es gar nicht nötig ist.»
Dr. med. Matthias Thöns
Facharzt für Anästhesiologie, Notfall-, Schmerz- und Palliativmedizin
in: «Sie verdienen am Sterben» Spiegel; 27. August 2016, Ausgabe Nr. 35, Seite 34 (Link zur Kurzfassung des Artikels auf SpiegelOnline)
Das Buch «Patient ohne Verfügung - Das Geschäft mit dem Lebensende» ist jetzt im Buchhandel erhältlich (Link)
August 2016
«Wir müssen unsere Patienten davor schützen, dass über sie bestimmt wird, nicht davor, dass sie sich selbst entscheiden.»
Prof. Dr. med. Samia Hurst
in: «Schweizerische Ärztezeitung», 2016; 97(28-29):1028 (Link/PDF)
Juli 2016
«Der Umgang mit dem Thema selbstbestimmtes Sterben empört mich immer mehr seit der schändlichen, behördlichen Gleichsetzung von Sterben und Bordellbetrieb! Professor Kressig: Es ist nun wirklich an der Zeit, dass ihr Doktoren und Professoren den Patienten nicht nur zuhört, sondern auch ihre Entscheidungen respektieren lernt. Wer einmal eine Angehörige erlebt hat, die qualvoll und stinkend über Tage in den Tod geröchelt ist, die liebend gerne «besser» gestorben wäre, verdrängt diese Möglichkeit des «Notausganges Freitod», die wir zum Glück in der Schweiz alle haben, nicht mehr. Ich bin jetzt 28. Wenn ich dereinst mit einer Demenzdiagnose konfrontiert werde, hoffe ich, dass ein aufgeschlossener Leiter Sie längst ersetzt hat. Bis dahin gnade Gott all denen, die auf die Beurteilung «Ihrer» Memory Clinic angewiesen sind. Ich bitte Sie sehr, Ihren lukrativen Chefsessel für einen Ihrer Mitarbeiter wie zum Beispiel Professor Monsch freizumachen, der mich ernst zu nehmen bereit ist und meinen freien Willen zulässt und respektiert!»
Raphael Siegrist
in der «Basler Zeitung», 9. Juni 2016
Juni 2016
«Wer aber in seiner Demut erkennt, wo das alles hinausläuft, wer da sieht, wie artig jeder Bürger, dem es wohl ist, sein Gärtchen zum Paradiese zuzustutzen weiss, und wie unverdrossen dann auch der Unglückliche unter der Bürde seinen Weg fortkeucht, und alle gleich interessiert sind, das Licht dieser Sonne noch eine Minute länger zu sehn; – ja der ist still, und bildet auch seine Welt aus sich selbst, und ist auch glücklich, weil er ein Mensch ist. Und dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das süsse Gefühl der Freiheit, und dass er diesen Kerker verlassen kann, wann er will.»
Johann Wolfgang von Goethe
in: Die Leiden des jungen Werther
Mai 2016
«Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.»
Eric Arthur Blair bekannt als George Orwell 25.6.1903 – 21.1.1950 Schriftsteller
April 2016
«In der heutigen Zeit, in der man immer älter wird, ist das glaub ich schon ein reales Problem, das sicher vielen Leuten nicht leicht fällt, wenn sie in eine Hilflosigkeit rutschen. Vor allem Leute, die das ganze Leben selbständig gewesen sind, die selber bestimmt haben. Und plötzlich kommt eine Schwester mit einer weissem Schoss und sagt wir waschen uns nun Herr Müller – grauenhafte Vorstellung.»
Charles Lewinsky Schriftsteller
In der Sendung «Die Kunst des Alterns» (Link), im Beitrag über sein Buch «Andersen», eine Geschichte voller Parallelen zwischen Baby und Greis – beide sind abhängig vom Wohlwollen anderer.
März 2016
«Ist die Selbsttötung im Alter oder wegen Krankheit die ehrlichere Form des Sterbens? Sie haben einmal gesagt, dass wir im Jahr 2200 auf unseren Umgang mit Suizid so zurückblicken werden wie heute auf das Mittelalter.»
«Das glaube ich fest! Als ich vor gut zehn Jahren darüber publizierte, kriegte ich gehässige Briefe. Die Leute sind der Selbsttötung gegenüber polemisch. In hundert Jahren wird man sagen: Donnerwetter, was waren das für komische Leute? Sich selbst töten ist ein Menschenrecht, wenn es nicht mehr auszuhalten ist. Das kann einem kein Staat, keine Familie, keine Religion absagen!»
Martin Walser Schriftsteller
In einem Interview mit Cinzia Venafro, im «Blick» sein aktuelles Buch: «Ein sterbender Mann» (Link)
Februar 2016
«Das Ziel der Medizin des 21. Jahrhunderts ist, den Tod zu bekämpfen. Bei vielen Krankheiten ist es gelungen, den Tod zu verschieben. Aber am Ende wird jeder sterben müssen. Die Medizin beschäftigt sich zu wenig mit Menschen, bei denen kein anderer Ausgang möglich ist als ein baldiger Tod.»
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thierry Carrel Klinikdirektor Inselspital Bern, Herz- und Gefässchirurg In einem Interview mit dem «Blick» sein Buch: «Von Herzen» (Link)
Januar 2016
«Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.»
Margaret Mead (16.12.1901 – 15.11.1978) US-amerikanische Ethnologin
Dezember 2015
Nächtlich, über dem Gebeinfeld, Hört man manchmal Einen Esel I-A schrei‘n. Wenn dem Esel nichts mehr einfällt, Schreit er: „Ein Gesetz muss sein!“
nach Bertold Brecht; Kommentar von DIGNITAS zur erneuten Forderung des Leitenden Oberstaatsanwalts a. D. Dr. Andreas Brunner, in der Schweiz ein Sterbehilfegesetz zu erlassen
November 2015
«Der Status quo ist am Ende besser als eine Kriminalisierung auch von Ärzten.»
Dr. Carola Reimann Mitglied des Bundestages
in: «Liberale Sterbehilfe-Befürworter tun sich zusammen», Berliner Zeitung (Link)
Oktober 2015
«Sehr geehrte Abgeordnete! Sie sind für vieles kompetent, zuständig und sachverständig. Sie sind die Vertreter des ganzen Volkes. Ich verstehe das.
Aber Sie haben, bei aller Theorie zu Artikel 38 Grundgesetz, kein Mandat, über die Existenz des Menschen und über den Inhalt der Menschenwürde zu entscheiden. Lassen Sie die Bürger in Ruhe, was den Tod betrifft, und kümmern Sie sich um Ihren eigenen. Sie machen sich lächerlich, wenn Sie das Gegenteil versuchen. Da mögen Sie in Ihren Entwürfen und "Todesgutachten" kramen, so lang und aufgeregt und wichtig auch immer Sie wollen – das Leben selbst und der Tod lassen Sie immer extrem klein zurück.
Politiker! Es gibt keinen Grund zur Eile! Lassen Sie – wenn Sie sich schon nicht trauen, der Freiheit des Einzelnen (und damit Ihrer eigenen) den Platz einzuräumen, der ihr gemäß Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz zukommt – die Dinge so, wie sie sind.
Alles, was Sie (angeblich) regeln sollen, ist schlechter als der bestehende Zustand. Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht für ihre Angst mit Strafe bedroht werden. Sie wollen Ihre Hilfe, Ihr Verständnis und Ihren Respekt. Sagen Sie viermal: Nein.»
Prof. Dr. Thomas Fischer Vorsitzender Richter des zweiten Strafsenats am deutschen Bundesgerichtshof
in: «Absurdes Spektakel um den Tod», Zeit Online (Link)
September 2015
«Suizidbeihilfe muss wie bisher straffrei bleiben. Die Bundestagsabgeordneten sollten den Willen der Bevölkerungsmehrheit endlich ernst zu nehmen beginnen, anstatt das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende durch dilettantische Gesetze zu untergraben»
Erwin Kress Vizepräsident HVD Humanistischer Verband Deutschland
in: Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende nicht verbieten, sondern stärken (Link)
August 2015
«Ja, meine Herren, unser Alpenland soll der Hochaltar der Freiheit in Europa sein»
Alfred Escher (20.2.1819 - 6.12.1882) Präsident des Schweizerischen Nationalrates
anlässlich seiner Eröffnungsrede vor dem Nationalrat am 5. April 1850
Juli 2015
«Tatsächlich vermag eine professionelle Freitodhilfe sogar dazu beizutragen, Rechtsgüter besser zu schützen. Denn an die Stelle von unfachlichen Suiziden mit schweren Gesundheitsschäden für den Betroffenen oder Brutalsuiziden mit Gefahren für Dritte eröffnet eine professionelle Freitodhilfe den Weg zu einer schmerzfreien und sicheren Selbsttötung in Selbstbestimmung.»
Prof. Dr. Frank Saliger
Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Rechtsphilosophie an der Eberhard Karls Universität in Tübingen
in: LTO Legal Tribune Online (Link)
Juni 2015
«Wir setzten uns intensiv mit dem Thema Freitodbegleitung auseinander und sind zum Schluss gekommen, diese mit Exit, einer anerkannten, verantwortungsvoll und sorgsam handelnden Organisation zu ermöglichen.»
Thomas Wernli Direktor des «Pflegimuri»
in: Aargauer Zeitung, 1.6.2015 (Link)
Mai 2015
«Es kommt immer wieder vor, dass Spitäler oder Alters- und Pflegeheime den Patienten oder Bewohnern aufgrund ihrer ablehnenden Haltung zum Thema den Beizug von Sterbehilfeorganisationen verwehren oder faktisch verunmöglichen. Dies ist insbesondere deshalb stossend, weil Patienten oder Bewohner oft keine oder nur eine beschränkte Wahl haben, in welchem Spital oder Alters- und Pflegeheim sie untergebracht werden. Der Zugang zur Sterbehilfe unterliegt somit gewissermassen dem Zufall, was in einer derart grundlegenden Frage unhaltbar ist. Es ist hier Aufgabe des Staates, dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen und der Menschenwürde als fundamentale Grundrechte zum Durchbruch zu verhelfen und für alle Institutionen, welche von der öffentlichen Hand finanziell unterstützt werden und somit in seinem Einflussbereich liegen, eine gleichermassen verbindliche Regelung zu treffen.»
Luca Urgese
Mitglied des Grossrats von Basel-Stadt und Initiant der Motion betreffend Zugang von Sterbehilfeorganisationen zu öffentlich unterstützten Spitälern und Alters- und Pflegeheimen
April 2015
«Der „suizidwillige Ausländer“ wird „vom Flughafen, eben unserem Standortvorteil, direkt zu einem geeigneten Arzt gekarrt“ „Sterbetouristen aus Deutschland pflegten beispielsweise am frühen Morgen mit dem Flugzeug anzureisen, dann rasen sie in einem Karacho zu einem Arzt aus irgendeiner Zürichseegemeinde“ „Er stellt dann gleich das Rezept für das tödliche Gift aus und danach geht es weiter im Tempo des Gehetzten in die Sterbewohnung“ „...einer Institution…, die sogar Leute in einem Wald mit irgendeinem Gas ins Jenseits befördert“ „Der Sterbewillige wird sozusagen fliessbandmässig dem Tod zugeführt“»
Silvia Steiner
Staatsanwältin des Kantons Zürich, Mitglied des Zürcher Kantonsparlaments und Kandidatin für einen Sitz in der Regierung des Kantons Zürich
Hinweis: Das ist leider kein Aprilscherz, sondern Frau Steiner – von der Christlichen Volkspartei CVP – hat so abschätzige Äusserungen über Menschen, die über ihr Leidens- und Lebensende selbst bestimmen wollen, tatsächlich von sich gegeben; zu lesen in den Protokollen des Zürcher Kantonsrates vom 29.10.2007, 8.7.2013 und 27.10.2014.
März 2015
«Sie wissen ja, ich bin ein Anhänger des begleiteten Suizids. Ich finde das eine würdige Form, sein Leben zu beenden. Eben nicht zu warten, bis der Schlaganfall kommt. Ich sehe doch, wie mein heiß geliebter und sehr bewunderter Freund Joachim Kaiser in einer seltsamen Düsternis versinkt, in die kein Mensch mehr eindringen kann. Das lehne ich ab. Das finde ich unwürdig. Das will ich nicht. Ich will nicht warten auf die 38. Operation. Sieben bei Rühmkorf waren genug. Sechs davon waren schon zu viel. Ich will leben. Ich will nicht überleben. Man soll aufhören, wenn es noch geht.»
Fritz J. Raddatz 1931 - 2015 Deutscher literarischer Unruhestifter
in einem Interview, befragt von Arno Widmann, veröffentlicht in der Frankfurter Rundschau vom 30. Januar 2015
Februar 2015
«Wer sich wegduckt, akzeptiert am Ende die Herrschaft und Gewalt von anderen auch über sich selbst. Wer sich nicht traut, für seine Freiheit einzutreten, wird zum Schwarzfahrer unserer freiheitlichen Demokratie»
Richard von Weizsäcker 15.4.1920 – 31.1.2015
in seiner Abschiedsrede vor der Bundesversammlung in Berlin (Link)
Januar 2015
«Im neuen Jahre Glück und Heil, Auf Weh und Wunden gute Salbe! Auf groben Klotz ein grober Keil! Auf einen Schelmen anderthalbe!»
Johann Wolfgang von Goethe
Dezember 2014
«Alle wissen, dass sie gehen müssen. Keiner geht gerne. Ich kann den Tod annehmen – und zwar besser als mein Umfeld. Lange hielt ich es ja für unmöglich, im Wissen bald zu sterben das Leben zu geniessen. Heute weiss ich: Das geht schon.»
This Jenny Schweizer Politiker und Unternehmer 1952 – 2014
in: «Der Tod ist nichts als ewiger Schlaf», Interview, Sonntagsblick, 20.4.2014
November 2014
«Ich möchte eine Welt sehen, in der alle Zugang zu einem Tod in Würde haben»
Brittany Lauren Maynard 1984 – 2014
Im Frühling 2014 erfuhr die 29jähige US-Amerikanerin Brittany Maynard, dass sie an einem tödlichen Hirntumor litt. Brittany führte darauf eine Kampagne für den Zugang zu einem Tod in Würde, was für sie bedeutete, dass wenn ihr Leiden zu gross würde, sie alle ihre Liebsten zu sich rufen, ihnen sagen würde, dass sie sie liebte und dann Adieu sagen könnte. Sie konnte ihr selbstbestimmtes Leidens- und Lebensende am 1. November 2014 so wahrnehmen.
Webseite des Brittany Maynard Fund (Link)
Oktober 2014
«Eine Mehrheit will einen Notausgang, wenn das Leben zur schweren Bürde wird. Sie verlangt Selbstverantwortung im Leben und im Sterben. Sterbehilfe ist nicht mehr Nothilfe nach einem Gewissenskonflikt, sondern ein Angebot. Auf Ratschläge der Kirchen kann das Volk verzichten. Ihr Einwand, institutionalisierte Sterbehilfe sei gefährlich, da Menschen Ebenbilder Gottes seien, hat keine Chance.»
Felix Reich Redaktor in: «reformiert.info» Nr. 10, Oktober 2014 (Link)
September 2014
«Die Freiheit des anderen ist Grenze und Bedingung der Freiheit des einzelnen. Freiheit verlangt Freisein von entwürdigenden Abhängigkeiten, von Not und Furcht, aber auch die Chance, individuelle Fähigkeiten zu entfalten und in Gesellschaft und Politik verantwortlich mitzuwirken. Nur wer sich sozial ausreichend gesichert weiss, kann seine Chance zur Freiheit nutzen.»
aus dem Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Link)
August 2014
«Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.»
Karlheinz Deschner 23.5.1924 - 8.4.2014 deutscher Schriftsteller und Religions- und Kirchenkritiker www.deschner.info (Link)
Juli 2014
«Ein würdevoller Tod bedeutet für die meisten Menschen, am Lebensende keine unnötigen und obendrein oft belastenden Therapien über sich ergehen lassen zu müssen. Die Wirklichkeit sieht aber häufig anders aus.»
Nicola von Lutterotti Artikel in der «NZZ», 25. Juni 2014 (Link)
Juni 2014
«Zu Beginn haben viele sogenannte Experten vor einer starken Zunahme der Suizide gewarnt. Das Gegenteil war der Fall: Die Zahl der Freitode pendelte immer zwischen null und drei pro Jahr. Das zeigt auch, dass die Zürcher Heime gut geführt werden. Die Zahlen wären anders, wenn die Autonomie der Menschen in den Heimen nicht respektiert würde.»
Albert Wettstein
*1946, Privatdozent für geriatrische Neurologie der Universität Zürich und ehemaliger Chefarzt Stadtärztlicher Dienst Zürich, über seine Erfahrung mit der Legalisierung des begleiteten Freitods in den Zürcher Heimen vor 10 Jahren
Interview in «Der Bund», 28. Mai 2014 (Link)
April 2014
«Ich will nicht, dass man von Selbstmord spricht. Es war eine Selbst- erlösung und das gönne ich ihr,so tief der Schmerz auch sitzt.»
Chiara (Name geändert)
über den Suizid ihrer Mutter, die nach 18 Jahren Kampf gegen ihre Depressionen ihrem Leiden ein Ende setzte
Bericht in zentral+, 24.2.2014 (Link)
März 2014
«Pharmakonzerne brauchen psychische Krankheiten als Mittel, um Pillen zu verkaufen, und sie erfinden Krankheiten. In den USA werden 80 Prozent der Medikamente von Hausärzten verschrieben. Der Grund dafür liegt darin, dass Ärzte von den Versicherungen nur bezahlt werden, wenn sie dem Patienten eine Diagnose abgeben. Also geben sie eine Diagnose ab und verschreiben Medikamente. Man vergisst dabei, dass man erstens eine psychiatrische Diagnose speziell bei Kindern nicht in sieben Minuten abgeben kann und es zweitens sehr schwierig sein kann, eine psychiatrische Diagnose wieder loszuwerden.»
Allen Frances *1942
Amerikanischer Ökonom, Psychiater und Psychoanalytiker
in: «Wir haben die Unreife von Kindern in Krankheit verwandelt», Samstagsinterview, «Der Bund» 4.Januar 2014 (Link)
Anmerkung: Im Jahr 2013 hat Novartis 19 % und Roche 26 % Umsatzrendite erreicht
Februar 2014
«Aber viele Schwerstkranke wollen nicht nur der Schmerzen wegen selbstbestimmt über ihren Tod entscheiden. Sie wollen lieber in Würde sterben, als jahrelang als Pflegefälle dahinvegetieren, dement, gefüttert und gewindelt, völlig abhängig von Pflegekräften, die ihrerseits bis an die Grenzen des Erträglichen gefordert sind.»
Barbara Coudenhove-Kalergi
* 1932, österreichische Journalistin und Herausgeberin in einer Kolumne in der österreichischen Zeitung «Der Standard»
Januar 2014
«Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.»
Erich Kästner 23.2.1899 – 29.7.1974
Dezember 2013
«Schenken heisst, einem anderen etwas geben, was man am liebsten selber behalten möchte.»
Selma Lagerlöf 20.11.1858 – 16.3.1940 schwedische Schriftstellerin, Nobelpreis für Literatur 1909
November 2013
«Es kommt nicht so sehr darauf an, dass die Demokratie nach ihrer ursprünglichen Idee funktioniert, sondern, dass sie von der Bevölkerung als funktionierend empfunden wird.»
Rudolf Karl Augstein 4.11.1923 – 7.11.2002 Journalist, Verleger und Publizist, Gründer von «Der Spiegel»
Oktober 2013
«Nun kommt eine Generation ins Alter, die ihr ganzes Leben selbstbestimmt geführt hat. Und diese Menschen wollen am Lebensende nicht um Erlaubnis bitten, wann und wie sie sterben dürfen»
Bernhard Sutter Vizepräsident exit (Deutsche Schweiz)
September 2013
«Kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass Gott sich darum kümmert.»
Martin Luther King 1929 - 1968 Amerikanischer Bürgerrechtler
August 2013
«Dort, wo sie erlaubt ist, wie in der Schweiz, spielt die Suizidhilfe in weniger als 0,5 Prozent der Todesfälle eine Rolle. Die medizinische Übertherapie am Lebensende (bei gleichzeitiger pflegerischer Unterversorgung!) betrifft hingegen mindestens die Hälfte der Sterbenden, ein Unterschied um den Faktor 100. Die Übertherapie am Lebensende verschlingt nicht nur enorm viel Geld; sie verhindert leider oft, dass Menschen ihre letzte Lebensphase im Einklang mit ihren Wünschen und Prioritäten und am Ort ihrer Wahl verbringen.»
Gian Domenico Borasio Professor für Palliativmedizin an der Universität Lausanne
aus: «Der Preis des Lebens - Das Gesetz zur Sterbehilfe ist voläufig gescheitert. Das ist auch gut so. Die wahren Probleme liegen woanders», in: «Süddeutsche Zeitung» Nr. 130, 8./9. Juni 2013 (Link)
Juli 2013
«Die grassierende „Ethisierung des Alltagslebens“, die uns unter anderem den Beruf des Kommissions-Ethikers sowie akademische Weiterbildungen in Form von modulierten „Advance Studies“ in „Angewandter Ethik“ beschert hat (gibt es eigentlich auch eine „unangewandte Ethik“?), scheint mir mehr Plage als Segen. Sie hat zu einer Bürokratisierung der Moral geführt, die mit ihrem Regulierungs-, Zertifizierungs- und Qualitätssicherung-Furor immerhin einen unerschöpflichen Quell unfreiwilliger Komik abgibt. „Es soll streng wissenschaftlich zugehen; je grösser der Humbug, desto sorgfältiger die Versuchsanordnung“, hat Adorno über den Okkultismus gespottet. Ähnliches könnte man über die Elaborate sagen, die auf dem Mist dieses Instant-Ethik-Booms wachsen: Läppische Erkenntnisse werden in wichtigtuerische Prosa gegossen; moralischer Rigorismus zwanglos mit einer gehörigen Portion Opportunismus gepaart gegenüber allem, was gerade irgendwie en vogue ist und als „brennendes“ Zeitproblem erscheint. Im Falle eines Falles klebt Ethos wirklich alles. Ob Gene oder Klima – der Notfall-Ethiker steht allzeit auf Pikett. Das Selber-Denken und –Erwägen wird ersetzt durch die ethische Expertise. Und man kann sich fragen, ob die viele Moral die Welt tatsächlich besser oder nicht doch vielleicht nur moralischer macht.»
Dr. Peter Schneider Psychoanalytiker
aus: «Welche Würde hat das Unkraut?», in: «Frühchinesisch», 232 Seiten, Verlag Zytglogge Bern, 2011 mit freundlicher Genehmigung seitens des Autors und des Zytglogge-Verlags
Juni 2013
«Weder die Kirchen noch die Ärzteschaft, weder sogenannte Patientenschutzorganisationen noch Hospizverbände haben die Richtlinienkompetenz, das "richtige" oder "gute" Sterben zu definieren. Dies hat in unserem säkularen Staatswesen allein der einzelne Mensch.»
Dr. Michael de Ridder Arzt und Hospizleiter
In: Interview: Wie wollen wir sterben? GEO WISSEN Nr. 51 - 05/13 Vom guten Umgang mit dem Tod (Link)
Mai 2013
«Es wäre übertrieben zu sagen, ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich habe keine Angst vor dem Danach, denn ich bin nicht gläubig. Wenn ich weggehe, so werde ich verschwinden und nichts wird übrig bleiben.»
Christian de Duve 2.10.1917 - 4.5.2013 belgischer Biochemiker und Zellbiologe Nobelpreis 1974 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Zellforschung
in einem Interview mit der belgischen Zeitung «Le Soir», ca. ein Monat bevor er im Einklang mit dem belgischen Sterbehilfe-Gesetz sein Leben selbstbestimmt und in Anwesenheit seiner Familie beendete
April 2013
«Der 1. April ist der Tag, an dem wir uns erinnern sollen, was wir 364 Tage im Jahr sind: nämlich Narren.»
Mark Twain
März 2013
«Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben»
Alexis Carrel (1873 - 1944) Französischer Chirurg, Anatom und Biologe erhielt 1912 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie
Februar 2013
«Die persönliche Freiheit ist und bleibt das höchste Gut des Menschen»
Konrad Adenauer 5.1.1876 – 19.4.1967 Deutscher Bundeskanzler 1949 – 1963
aus: «Konrad Adenauer. Seid wach für die kommenden Jahre. Grundsätze - Erfahrungen - Einsichten», hrsg. von Anneliese Poppinga, Bergisch-Gladbach 1997.
Januar 2013
«Kämpfen, kämpfen.»
Prof. Dr. med. Urs Peter Haemmerli (1926 – 2012) Chefarzt im Triemli-Spital, Zürich
Nachdem Prof Haemmerli zu Recht die Gesundheitspolitik anprangerte und die Haltung vertrat, bei bewusstlosen, hoffnungslos Erkrankten seien lebensverlängernde Massnahmen einzustellen um die Agonie nicht zu verlängern, wurde er 1975 seines Amtes enthoben und ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Doch die öffentliche Meinung stellte sich hinter ihn und befürwortete die Passive Sterbehilfe. Prof. Haemmerli wurde schliesslich vom Europarat zum Experten für Sterbehilfe berufen, das Verfahren eingestellt, die inkompetente Politikerin – verantwortlich für die Gesundheitspolitik –, welche das Verfahren gegen ihn angestossen hatte, abgewählt und er erhielt sein Amt und seine Würde zurück.
siehe auch: «In memoriam Urs Peter Haemmerli», ein Nachruf von André L. Blum, in: Schweizerische Ärztezeitung, 2012;93: 43, Seite 1560 - 1561
Dezember 2012
«Wir gehen von der Freiheit zur Selbstbestimmung aus. Diese beinhaltet auch die Freiheit, seinem Leben ein Ende zu setzen. Wir wollen solche Entscheidungen nicht fördern, wir wollen niemanden hierzu anstiften oder verleiten, aber wir achten und respektieren auch diese Entscheidung, wenn sie frei von Einflüssen Dritter und autonom getroffen wird. Deshalb ist weder der Suizid noch die Beihilfe hierzu unter Strafe gestellt.»
Jerzy Montag Bundestagsabgeordneter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in seiner ungehaltenen Rede zum Entwurf eines deutschen Gesetzes gegen gewerbsmässige Vermittlung von Gelegenheiten zur Selbsttötung, 29. November 2012 Auszug Protokoll 211. Sitzung Deutscher Bundestag (PDF)
November 2012
«Was bedeutet nun jener Grundsatz, dass ein Mensch, welcher des Lebens müde und gehetzt von Schmerz und Elend die natürlichen Schrecken des Todes mannhaft überwindet und sich jenem grausamen Schauspiel entzieht, dass, sage ich, ein solcher Mann durch einen Eingriff in das Geschäft der göttlichen Vorsehung und durch Störung der Weltordnung den Zorn des Schöpfers auf sich geladen haben soll? Sollen wir sagen, dass der Allmächtige die Verfügung über das Leben der Menschen in einer besonderen Weise sich vorbehalten und dieses Ereignis nicht in gleicher Weise, wie alle anderen, den allgemeinen Gesetzen des Weltlaufs unterstellt hat? Das ist offenbar falsch; das Leben der Menschen hängt von denselben Gesetzen ab, wie das Leben aller andern Tiere, und diese sind den allgemeinen Gesetzen der Materie und der Bewegung unterworfen. . . Ich glaube, dass noch niemand ein Leben wegwarf, das zu erhalten der Mühe wert war.»
David Hume (1711 – 1776) Schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker in: «On Suicide», Aufsatz, 1757
Oktober 2012
«Ist der freie Wille das höchste Gut?» «Er ist eines der höchsten Güter. Wer, wenn nicht jeder für sich selber, soll entscheiden, wann genug ist und man sterben darf? Der Arzt? Der Partner? Der Gesetzgeber? Wohl kaum. Der Mensch ist sich selber immer noch am nächsten. Im Leben wie im Tod.»
Ueli Oswald Autor des Buches «Ausgang. Das letzte Jahr mit meinem Vater» Edition Epoca 2009, ISBN 978-3-905513-47-9 in einem Interview in der Basler Zeitung über seinen Vater, den früheren Knorr- und Ringier-Medien-Chef Heinrich Oswald, den er beim Freitod begleitete.
September 2012
«Wer im Kampf gegen Alterssuizide die Palliativmedizin ausbauen will, verhält sich wie jemand, der Grundschülern die Angst vor der Schule nehmen will, indem er sich vornimmt, die Abiturfeier besonders festlich und harmonisch zu gestalten.»
Matthias Kamann Politikredakteur der Tageszeitung «Die Welt» in: Todeskämpfe / Die Politik des Jenseits und der Streit um Sterbehilfe, transcript Verlag, Bielefeld, 2009, S. 70f.
August 2012
«Wenn es nur eine Stelle gäbe, wo man seinen Austritt aus dem Verein ehemaliger Menschen anmelden könnte!»
Curt Goetz (1888-1960) Schweizer Dramatiker und Schauspieler
Juli 2012
«Was für ein Gesundheitswesen wollen wir eigentlich: eines, das bis ganz am Schluss den Tod bekämpft, oder eines, das den Menschen mit all seinen Bedürfnissen ins Zentrum setzt – auch mit seinen Bedürfnissen nach Geborgenheit, nach Aufmerksamkeit, Zuwendung und nach Liebe?»
Simonetta Sommaruga
Mitglied des Bundesrates der Schweiz und Vorsteherin des Justiz- und Polizeidepartements
in: Welche Aufgabe, welche Rolle hat der Staat, wenn es um Suizidhilfe geht? Rede am Kongress der ‘World Federation of Right-to-Die-Societies’ in Zürich (Link zur vollständigen Rede)
Juni 2012
«Darauf zu bestehen, dass ein Mensch auf eine Art und Weise stirbt, die nach Meinung anderer richtig ist, für ihn selbst jedoch in einem gravierenden Widerspruch zu seinem Leben steht, ist eine Form menschenverachtender Tyrannei.»
Ronald M. Dworkin ( * 1931) amerikanischer Philosoph
in: Die Grenzen des Lebens. Abtreibung, Euthanasie und persönliche Freiheit, Rowohlt, Reinbek 1994, Seite 301
Mai 2012
«Nichts Besseres hat uns das ewige Gesetz geschenkt, als dass es uns einen einzigen Eingang ins Leben gab, doch viele Ausgänge. Soll ich wirklich auf die Grausamkeit einer Krankheit oder eines Menschen warten, wenn ich die Macht habe, mitten aus allen Folterqualen ins Freie zu gelangen und alle Widerwärtigkeiten loszuwerden? . . . Gefällt dir das Leben, so lebe! Gefällt's dir nicht, so hast du die Freiheit, wieder dort hinzugehen, von wo du kamst.»
Lucius Annaeus Seneca (ca. 1 - 65) Römischer Philosoph, Dramatiker und Staatsmann
in: Epistulae morales LXX ad Lucilium (Briefe an Lucilius)
April 2012
«Habe keine Angst, eine exzentrische Meinung zu haben, weil jede Meinung, die heute akzeptiert wird, einst exzentrisch war.»
Gebot Nr. 7 aus "Zehn Gebote eines Liberalen", New York Times 16.12.1951
Bertrand Russell (1872 - 1970) Britischer Philosoph, Logiker, Mathematiker, Historiker und Sozialkritiker Nobelpreisträger für Literatur 1950
März 2012
«Wir haben es geschafft, dass wir wählen dürfen, wer uns regiert, aber dass wir wählen dürfen, wie wir sterben wollen, haben wir nicht geschafft.»
Martin Walser ( * 1927) Deutscher Schriftsteller
aus: Wem gehören wir eigentlich? Ein Plädoyer. in: Hans Wehrli, Bernhard Sutter, Peter Kaufmann (Hrsg.), Der organisierte Tod, Sterbehilfe und Selbstbestimmung am Lebensende - Pro und Contra. Orell Füssli Verlag Zürich, 2012, 270 Seiten, ISBN 978-3-280-05454-3 Erscheint im April 2012
Februar 2012
«In Übereinstimmung mit den Verfassungen der Vereinigten Staaten von Amerika und des Staates Georgia, darf der Staat öffentliches Anbieten von Suizid-Assistenz nicht unter Strafe stellen»
Richter Hugh Thompson
Am 6. Februar 2012 entschied der höchste Gerichtshof des US-Bundesstaates Georgia einstimmig, dass das Gesetz bezüglich assistierten Suizids die Bestimmungen über die freie Meinungsäusserung verletze.
Entscheid vom 6. Februar 2012 des Gerichts, auf Englisch (PDF)
Weitere Informationen, auf Englisch (Link zu „Court rulings“)
Januar 2012
«Die bestehende rechtliche Situation bezüglich Sterbehilfe ist unangemessen, widersprüchlich und sollte nicht weiter so geführt werden.»
The Commission on Assisted Dying
In England erarbeitete die «Commission on Assisted Dying» einen Bericht zu Handen der Regierung, über die Frage einer Gesetzesänderung zur Legalisierung der Sterbehilfe
Webseite der Kommission, auf Englisch (Link)
Bericht von DIGNITAS zu Handen der Kommission, auf Englisch (PDF)
Abschliessender Bericht der Kommission, auf Englisch (Link)
Dezember 2011
«Ich bin nicht traurig, dass ich heute sterben werde. Ich bin verärgert, weil ich zufolge der Feigheit unserer Politiker nicht in dem Land sterben kann, in welchem ich geboren wurde, in meinem eigenen Heim, doch ich bin nicht traurig.»
Geraldine McClelland Britische TV-Produzentin 1950 - 2011
November 2011
«Sobald ich meine Zufriedenheit erlangt habe, verfüge ich über die höchste Würde, die ein Mensch haben kann. Mit dieser werde ich sterben. Und genau dies will ich dann auch. Daran sollen andere Menschen mit all ihren Maschinen und Apparaten nichts ändern.»
Gustav Adolf Stoerring
(26. Oktober 1934 - 17. November 2005)
aus: «Und ich gab ihm mein Versprechen», von Rainer Stoerring, Edition Fischer GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-89950-920-5
Oktober 2011
«Ich verwahre mich gegen die gefährliche Meinung, dass Demokratie etwas sei, was sich nicht verwandeln kann, und gegen die andere Meinung, man bleibe frei wie die Väter, indem man nicht über die Väter hinauszugehen wagt.»
Max Frisch (15. Mai 1911 - 4. April 1991) Schweizer Schriftsteller
aus: «Stiller», zitiert in: Andreas Gross, Fredi Krebs, Martin Stohler, Daniel Schönmann «Über den Herbst hinaus», Editions le Doubs, St. Ursanne, ISBN 978-2-940455-02-7
September 2011
«Dass unser Strafgesetzbuch die Suizidbeihilfe liberal regelt, ist eine Tatsache. Es ist nichts Negatives, dass es in der Schweiz einen Weg gibt, selbstbestimmt und unter würdigen Umständen aus dem Leben zu scheiden.»
Simonetta Sommaruga
Mitglied des Bundesrates der Schweiz und Vorsteherin des Justiz- und Polizeidepartements
in: reformiert.info, 26.8.2011, www.reformiert.info/artikel_8837.html
August 2011
«Live as if you were to die tomorrow. Learn as if you were to live forever.»
Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi
(2. Oktober 1869 - 30. Januar 1948)
Indischer Rechtsanwalt und Anführer der gewaltfreien Freiheitsbewegung für die Unabhängigkeit Indiens
Juli 2011
«Über sich selbst, über seinen eigenen Körper und Geist ist der einzelne souveräner Herrscher.»
John Stuart Mill (1806 - 1873) Britischer Philosoph und Ökonom
Juni 2011
«Der liberale Geist des Kantons Zürich setzt sich durch»
EDU des Kantons Zürich in einem Communiqué zum Ausgang der Zürcher Volksabstimmung vom 15. Mai 2011
mehr: www.edu-zh.ch/news/der-liberale-geist-des-kantons-zurich-setzt-sich-durch
Kampagnenrückblick (PDF)
Mai 2011
«Ich meine, wir haben das Recht, über unser Ableben zu bestimmen, wann immer es unseren Nächsten gegenüber sich verantworten lässt, und somit haben wir das Recht, um Sterbehilfe zu ersuchen.»
Max Frisch (15. Mai 1911 - 4. April 1991) Schweizer Schriftsteller
zitiert nach Volker Weidermann, Max Frisch: sein Leben und seine Bücher, Seite 383, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2010, ISBN 978-3-462-04227-6
April 2011
«Unsere Bürgerrechte hängen genauso wenig von unseren religiösen Ansichten ab wie von unseren Ansichten zur Physik oder Geometrie.»
Thomas Jeffferson (1743 - 1826) Dritter Präsident der USA
März 2011
«Der Tod verbirgt kein Geheimnis. Er öffnet keine Tür. Er ist das Ende eines Menschen. Was von ihm überlebt, ist das, was er anderen Menschen gegeben hat, was in ihrer Erinnerung bleibt.»
Norbert Elias (1897 - 1990) Soziologe
in: «Über die Einsamkeit der Sterbenden» Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-58351-4
Februar 2011
«Die allerschlimmste Krankheit ist das Leben; und heilen kann sie nur der Tod.»
Heinrich Heine (1797 - 1856) Deutscher Dichter
Januar 2011
«Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen»
Michael Schmidt-Salomon ( * 1967) Deutscher Philosoph
Dezember 2010
«Glücklich ist, wer von sich sagen kann: Ich habe eine Träne getrocknet.»
Johann Wolfgang von Goethe
November 2010
«Will man den Lohn für seine tugendhafte Handlungen in dem Beyfalle der Leute suchen; so bauet man auf keinen sichern und festen Grund, besonders in unsern verdorbenen und dummen Zeiten. Von dem Pöbel gross geachtet werden, ist wirklich eine Schande.»
Michel de Montaigne (1533 - 1592) Französischer Humanist und Philosoph
Oktober 2010
«Wer religiös sein will, kann es gerne sein. Ich respektiere das Recht auf Glaubensfreiheit. Ich würde es jedoch begrüssen, wenn die Gläubigen auch unser Recht respektierten, ihre Dogmen nicht teilen zu wollen.»
Frank Zappa (1940 - 1993) Amerikanischer Musiker
September 2010
«In noch keinem einzigen Fall sind die Kirchen je die Beschützer menschlicher Freiheit gewesen.»
James Madison (1751-1836) Vierter Präsident der USA
August 2010
Dass ich nicht ein jedes Atom von Wein In einer Flut von Blödigkeiten büße,
Schenke mir das perlende Gold vom Rhein Unvermischt in seiner starken Süße!
Deine Augen lass frei von Tränen sein, Dass die lieblichen Strahlen nicht versiegen!
Weich genug droht schon der bläuliche Schein Wie ein zartes Traumbild zu verfliegen.
Frühlingstage, Stunden der Seligkeit, Wie sie linde in unsre Seelen rinnen! –
Und wir sollten die köstliche Neige Zeit Mit dem Gedanken der Ewigkeit verdünnen?
Gottfried Keller (1819-1890) Schweizer Dichter und Zürcher Staatsschreiber
Juli 2010
«Der Staat sollte keine Massnahmen treffen, die den mündigen Menschen in seinem Recht einschränken, über seinen Tod selbst zu bestimmen.»
Hans Mühlethaler, Schweizer Schriftsteller, * 1930, in «Evolution und Sterblichkeit»
www.hansmuehlethaler.com
Juni 2010
Abendlied
Augen, meine lieben Fensterlein, Gebt mir schon so lange holden Schein, Lasset freundlich Bild um Bild herein: Einmal werdet ihr verdunkelt sein!
Fallen einst die müden Lider zu, Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh; Tastend streift sie ab die Wanderschuh', Legt sich auch in ihre finstre Truh'.
Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn, Bis sie schwanken und dann auch vergehn, Wie von eines Falters Flügelwehn.
Doch noch wandl' ich auf dem Abendfeld, Nur dem sinkenden Gestirn gesellt; Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, Von dem goldnen Überfluss der Welt!
Gottfried Keller (1819-1890) Schweizer Dichter und Zürcher Staatsschreiber
Mai 2010
«Abgesehen von den Forderungen, welche die Religion stellt, darf man wohl fragen: warum sollte es für einen alt gewordenen Mann, welcher die Abnahme seiner Kräfte spürt, rühmlicher sein, seine langsame Erschöpfung und Auflösung abzuwarten, als sich mit vollem Bewusstsein ein Ziel zu setzen? Die Selbsttötung ist in diesem Falle eine ganz natürliche naheliegende Handlung, welche als ein Sieg der Vernunft billigerweise Ehrfurcht erwecken sollte: und auch erweckt hat, in jenen Zeiten als die Häupter der griechischen Philosophie und die wackersten römischen Patrioten durch Selbsttötung zu sterben pflegten.
Die Sucht dagegen, sich mit ängstlicher Beratung von Ärzten und peinlichster Lebensart von Tag zu Tage fortzufristen, ohne Kraft, dem eigentlichen Lebensziel noch näher zu kommen, ist viel weniger achtbar. - Die Religionen sind reich an Ausflüchten vor der Forderung der Selbsttötung: dadurch schmeicheln sie sich bei Denen ein, welche in das Leben verliebt sind.»
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
Aus: Menschliches Allzumenschliches I, KSA 2, 85, «Greis und Tod»
April 2010
„Dem Menschen ist erlaubt Thiere zu seiner Nahrung [oder zu] seiner und der Seinigen Sicherheit zu toeden.“ „Dass gar kein Fall möglich sei, wo es erlaubt waere, Thiere zu quaelen, versteht sich von selbst. […] Selbst Thiere, welche der Mensch toeden darf, muss er ihren Tod so wenig als moeglich empfinden lassen und auf die schnellste, gelindeste, schmerzloseste Art umbringen.“
„Manche [Thiere] zieht [der Mensch] zu seiner Nahrung nach seinem Rechte, Thiere zu seiner Nahrung zu schlachten. Sie wissen es nicht, leben ohne Kummer und Sorge ruhig und glücklich fort, freuen sich der bessern Wartung, ohne Ahndung, wessen Vorboth sie sei. Sie wissen nichts von der Gefahr, und merken nicht eher das Schicksal, welches sie bedrohet, bis der toedende Streich faellt und Füllosigkeit vor Leiden sie schützt. Was ist dabei hartes für das Thier? – Ein etwas früherer Tod als der natürliche. Dagegen ist er leichter, ohne Krankheit und Vorgefül.“
Wilhelm Dietler Mainzer Philosophieprofessor
in: «Gerechtigkeit gegen Thiere», 1787
März 2010
«Grosse Ambition, gar alt zu werden, habe ich gar nicht; ich wünsch noch scheue den tod nicht, aber ein grosses alter, da man andern und sich selber zur last wird, da graust mir vor, das muss ich gestehen. Ich fürchte, ich werde nur zu lang leben, denn ich habe einen grössern abscheu vor ein hohes alter als vor den tod selber.»
Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz, gennant Liselotte von der Pfalz (1652 - 1722)
Februar 2010
«Es gibt keinen einzig richtigen Weg, um zu sterben, und es sollte nicht länger einen Gegensatz geben zwischen Befürwortern besserer palliativer Pflege und Befürwortern einer Sterbehilfe unter Beteiligung von Ärzten. Gute palliative Pflege und das Recht, selbst eine Wahl zu treffen, um den Tod schneller herbeizuführen, schliessen sich nicht länger gegenseitig aus, wie dies auch für gute Herzmedizin einerseits und der Möglichkeit, eine Herztransplantation zu erlangen, anderseits zutrifft. Von sterbenden Patienten ohne Rücksicht auf deren Wünsche zu verlangen, unglaubliche Leiden ertragen zu müssen, ist gefühllos und ungehörig. Wie Schmerzlinderung ist auch dies eine Sache des Mitleids»
Dr . med. Marcia Angell Senior Lecturer an der Abteilung für Soziale Medizin der Harvard Medical School
in: «The Quality of Mercy», in den «Willits News», 11. Juli 2006
Januar 2010
«Bekannt und zum Abschreiben zu lang ist die Stelle in der Apologie des Sokrates, wo Plato diesen weisesten der Sterblichen sagen lässt, dass der Tod, selbst wenn er uns auf immer das Bewusstsein raubte, ein wundervoller Gewinn sein würde, da ein tiefer, traumloser Schlaf jedem Tage, auch des beglücktesten Lebens, vorzuziehen sei.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
Dezember 2009
«Die Gesundheit überwiegt alle äusseren Güter so sehr, dass wahrlich ein gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
November 2009
«Wenn Gott dazu verurteilt würde, das Leben zu leben, das er uns zum Geschenk gemacht hat, würde er sich umbringen.»
Alexandre Dumas (1824 - 1895) Französischer Schriftsteller
Oktober 2009
«Gewöhne dich daran zu glauben, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat. Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung. Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod. Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Vergänglichkeit des Lebens zu einer Quelle der Lust, indem sie uns keine unbegrenzte Zeit in Aussicht stellt, sondern das Verlangen nach Unsterblichkeit aufhebt. . . Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns, denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.»
Epikur (341 - ca. 270 v. Chr.) Griechischer Philosoph
September 2009
«Ich weiß nicht, was ich noch als Gutes ansehen soll, wenn ich die Freuden des Geschmacks, die Freuden der Liebe, die Freuden des Gehörs, schließlich die Erregungen beim Anblick einer schönen Gestalt abziehe.»
Epikur (341 - ca. 270 v. Chr.) Griechischer Philosoph
August 2009
«Was den freiwilligen Tod betrifft: Ich sehe in ihm weder eine Sünde noch eine Feigheit. Aber ich halte den Gedanken, dass dieser Ausweg uns offen steht, für eine gute Hilfe im Bestehen des Lebens und all seiner Bedrängnisse.»
Hermann Hesse (1877 - 1962) Deutscher Schriftsteller Nobelpreis für Literatur 1946
Juli 2009
Wer auf «verletzbare religiöse Gefühle» Rücksicht nimmt, zementiert damit nur die weltanschauliche Borniertheit, die sich hinter der Rede von den angeblich schützenswerten «religiösen Gefühlen» verbirgt.
Michael Schmidt-Salomon ( * 1967) Deutscher Philosoph
in: «Manifest des evolutionären Humanismus» Aschaffenburg 2006
Juni 2009
«Das gesellschaftliche Zusammenleben kann nur in einem laizistischen Staat funktionieren. Wenn Glaubensregeln sich in die Gesetze des Staates einmischen, ist Schluss mit der Bürgerfreiheit.»
José Luis Rodriguez Zapatero Spanischer Ministerpräsident
in: «Der Spiegel», 9. November 2004
Mai 2009
«Ich fürchte den Tod nicht. Ich war Milliarden und Abermilliarden Jahre tot, bevor ich geboren wurde, und es hat mir nicht die geringsten Unannehmlichkeiten bereitet.»
Mark Twain
April 2009
«Wenn ich sterbe, soll mir das Leben unter Vollnarkose herausgenommen werden, als wäre es ein erkrankter Blinddarm. Aber dieses Vorrecht wird mir nicht zuteil werden, denn ich habe das Pech, dass ich als Angehöriger der Spezies Homo Sapiens zur Welt gekommen bin und nicht etwa als Hund (Canis familiaris) oder Hauskatze (Felix catus). Das gilt zumindest dann, wenn ich nicht in ein aufgeklärteres Land wie die Schweiz, die Niederlande oder den US-Staat Oregon ziehe. Warum gibt es nur so wenige aufgeklärte Regionen? Vor allem weil die Religion so starken Einfluss hat.»
Richard Dawkins ( * 1941)
in: «Der Gotteswahn», Ullstein-Verlag, 2008
März 2009
«Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
Februar 2009
«Die Verfassung besteht darauf, dass Menschen die Freiheit haben müssen, diese zutiefst persönliche Entscheidung für sich zu fällen, und dass sie nicht gezwungen werden, ihr Leben in einer für sie entsetzlichen Weise zu beenden, nur weil eine Mehrheit vermeint, dies sei angemessen.»
Ronald Dworkin Amerikanischer Rechtsphilosoph
in: «Assisted Suicide.The Philosopher's Brief», 1977
Januar 2009
Siehst du den Stern im fernsten Blau, Der zitternd fast erbleicht? Sein Licht braucht eine Ewigkeit, Bis es dein Aug erreicht!
Vielleicht vor tausend Jahren schon Zu Asche stob der Stern, Und doch sehn seinen lieblichen Schein Wir dort noch still und fern.
Dem Wesen solchen Scheines gleicht, Der ist und doch nicht ist, O Lieb, dein anmutvolles Sein, Wenn du gestorben bist!
Gottfried Keller (1819-1890) Schweizer Dichter und Zürcher Staatsschreiber
Dezember 2008
«Das Leben in den Jahren des Alters gleicht dem fünften Akt eines Trauerspiels: Man weiß, dass ein tragische Ende nahe ist, aber man weiß noch nicht, welches es sein wird. Allerdings hat man, wenn man alt ist, nur noch den Tod vor sich; aber wenn man jung ist, hat man das Leben vor sich, und es fragt sich, welches von beiden bedenklicher sei und ob nicht, im ganzen genommen, das Leben eine Sache sei, die es besser ist, hinter sich als vor sich zu haben.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
November 2008
«Sterben ist kein Unglück, aber jahrelanges Leiden, ehe man es dahin bringt, zu sterben. Jahreslanges Leiden - glücklich sind die, welche schnell fertig werden: Per acquit, wie mein Väterchen sagte, und man dreht sich herum und schläft ein und alles ist bezahlt.»
Heinrich Heine
Oktober 2008
«Doktor M. hatte zu Sartre am Tage nach dem Hirnschlag [seiner Mutter] gesagt: «Als Arzt muss ich dafür sorgen, dass Ihre Mutter so lange wie möglich lebt. Doch wäre ich ihr Sohn, würde ich ihren Tod wünschen.» Das bedeutet, falls sie diesem entgeht, dass sie beeinträchtigt und gelähmt bleiben wird. Das war ein Schicksal, das sie stets mehr gefürchtet hat als den Tod. Wegen einiger Tage des Überlebens hatte meine Mutter schreckliches Leiden riskiert. Worauf denn eigentlich stützt sich diese unbarmherzige Standesregel, welche die Wiederbelebung zu jedem Preise fordert? Unter dem Vorwand, das Leben zu respektieren, schanzen sich die Ärzte das Recht zu, menschlichen Wesen jede beliebige Folter und sämtlichen denkbaren Verfall aufzunötigen: dies nennen sie, ihre Pflicht tun. Doch weshalb stimmen sie nicht zu, den Inhalt dieses Wortes Pflicht in Frage zu stellen? Eine alte Briefschreiberin schrieb mir kürzlich: «Die Ärzte halten darauf, mich zu erhalten, obschon ich krank und gelähmt bin. Doch weshalb, Madame? Weshalb? Ich verlange nicht, dass man alle Greise töte, doch jene, die es sich wünschen, soll man doch sterben lassen. Man sollte das Recht auf den freien Tod genauso haben wie dasjenige auf freie Liebe.» Tatsächlich: Weshalb? Weshalb? Ich habe die Frage einer grossen Zahl von Ärzten gestellt, und keine der Antworten, die ich erhielt, hat mich befriedigt.»
Simone de Beauvoir
in: «Tout compte fait», Gallimard, 1972, S. 111
September 2008
«Ich wusste gar wohl dass die meisten Alten einstimmig der Meynung sind, es sey Zeit zu sterben, wenn wir bey dem Leben mehr Böses als gutes zu erwarten haben; und wir verletzten selbst die Regeln der Natur, wenn wir das Leben zu unserer Beschwerlichkeit und Marter erhalten wollten.»
Michel de Montaigne
in: Essais, I. Buch, XXXII. Hauptstück Diogenes Zürich 1992 Bd. I S. 393
August 2008
«Natürlich hat der Mensch – das menschliche Individuum ebenso wie die Menschheit - «sich nicht selbst geschaffen»; diese Behauptung wäre in der Tat absurd. Falls aber Gott den Menschen geschaffen hat, so hat er ihm doch offenbar bewusst die Möglichkeit gegeben, sein Leben gezielt zu beenden bzw. beenden zu lassen. Woher nun weiss Lehmann, dass ebendieser Gott, der ausserdem allgütig ist, es dem Menschen unter allen Umständen untersagt, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen? Liesse sich nicht ebenso gut behaupten, der Mensch dürfe sich zur Beseitigung von Schmerzen niemals einer Operation unterziehen?»
Norbert Hoerster
(auf die Aussage von Karl Kardinal Lehmann, wenn angenommen werde, der Mensch habe sich nicht selbst geschaffen, «dann ist auch klar, dass er sich selbst nicht zu Ende bringen soll».)
in: Norbert Hoerster, «Die Frage nach Gott», Beck’sche Reihe, München, 2007, S. 77 f.
Juli 2008
«Oft erscheint der Tod sogar als ein Gut, ein Erwünschtes, als Freund Hein. Alles, was auf unüberwindliche Hindernisse seines Daseins oder seiner Bestrebungen gestoßen ist, was an unheilbaren Krankheiten oder an untröstlichem Grame leidet, hat zur letzten Zuflucht die Rückkehr in den Schoss der Natur, aus welchem es wie alles andere auch auf eine kurze Zeit heraufgetaucht war, verlockt durch die Hoffnung auf günstigere Bedingungen des Daseins als ihm zuteil geworden, und von wo aus ihm derselbe Weg stets offenbleibt.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
Juni 2008
«Der Gedanke an den Selbstmord ist ein starkes Trostmittel: mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg.»
Friedrich Nietzsche
Mai 2008
«Weil die Gegenwart allein die real erfüllte Zeit ist und unser ganzes wirkliches Dasein in ihr konzentriert und auf sie beschränkt ist, so sollte man sie stets einer heitern Aufnahme würdigen, jede erträgliche und von unmittelbaren Schmerzen freie Gegenwart mit Bewusstsein als solche genießen, d. h. sie nicht trüben durch verdrießliche Gesichter über die verfehlten Hoffnungen der Vergangenheit oder die Sorgen der Zukunft.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
April 2008
F. S.: Sie machen den Eindruck, alles mit großer Leichtigkeit anzunehmen, die Ereignisse des Lebens, den Ablauf der Zeit . . .
J. O.: Ich hatte es immer leicht, alles anzunehmen. Ich habe diesbezüglich eine eigentliche Gnade erhalten. Die Idee, alles sei gut, und der Friede mit der Welt. Und selbst den Tod, sehen Sie - wenn wir von ihm sprechen wollen -; ich würde sagen, ich denke an ihn wie an die Wiederkunft des Winters, wie man an unvermeidbare Dinge denkt. Ohne Leidenschaft und ohne Zittern. Ohne es nötig zu haben, eine Anstrengung zu machen, um mich darein zu schicken. Vielleicht wird der Augenblick, wenn er da ist, schwieriger, aber heute empfinde ich gegenüber dem Tod gewissermaßen nur eine heitere Neugierde.
Gespräch zwischen François Sureau und Jean d'Ormesson, Mitglied der Académie française,
aus: «Garçon de quoi écrire», Paris 1989
François Sureau, ( * 1957) Rechtsanwalt, Mitglied des Conseil d'Etat von 1981-1995
Jean d'Ormesson, ( * 1925) ehemaliger Generalsekretär des Internationalen Rates für Philosophie und Humanwissenschaften der UNESCO, ehemaliger Direktor der Zeitung «Le Figaro», Schriftsteller
März 2008
«Im Laufe meiner ärztlichen Praxis habe ich gelernt, dass der Tod nicht immer ein Feind sein muss. Oft ist er auch die einzig wirksame Therapie, mit der erreicht wird, was die Medizin nicht zustande bringt - das Ende der Leiden.»
Christiaan Barnard (1922 - 2001) Arzt in Südafrika, der als erster ein Herz verpflanzte
in: «Glückliches Leben - würdiger Tod», Bayreuth 1981, S. 44
Februar 2008
«Schlummert ein, ihr matten Augen Fallet sanft und selig zu! Welt, ich bleibe nicht mehr hier, Hab ich doch kein Teil an dir, das der Seele könnte taugen, Hier muss ich das Elend bauen, Aber dort, dort werd ich schauen Süssen Friede, stille Ruh.»
Johann-Sebastian Bach (1685-1750)
3. Arie der Kantate «Ich habe genug» (Bach-Werk-Verzeichnis 82a)
Januar 2008
«Evolutionäre Humanisten treten entschieden für das Selbstbestimmungsrecht des Menschen ein, das als Ultima Ratio auch das Recht auf Selbsttötung, ja sogar das Recht auf entsprechende fremde Hilfen zur Gewährleistung eines möglichst schmerzfreien, vorgezogenen Todes mit einschließt, sofern ein Weiterleben für das Individuum nichts weiter als Qual bedeuten würde. Wenn die großen Religionen den Menschen dieses Recht absprechen, so ist dies ein Akt der Gewalt, ein fundamentales Verbrechen an der Menschheit, das in der Summe möglicherweise größeres Elend noch verursachte (und auch heute noch verursacht!) als alle blutigen Glaubenskriege der Geschichte zusammengenommen!»
Michael Schmidt-Salomon ( * 1967) Deutscher Philosoph und Schriftsteller
in: «Manifest des evolutionären Humanismus», Alibri 2006, S. 127f.
Dezember 2007
«Als Liberale denken wir, dass Regierungen Menschen nicht dazu nötigen sollten, Lebensweisen zu unterstützen, die nicht die ihren sind. Oder wenn sie es tun sollten, dann müssen sie dies rechtfertigen, indem sie aufzeigen, dass es irgendwie im Interesse der genötigten Personen sei, dies zu tun, trotz ihres offensichtlichen Mangels an Interesse für diesen besonderen Gegenstand.»
Jan Narveson (University of Waterloo, Canada)
in: «Demokratie: Probleme, Ja - Lösungen, Nein?», veröffentlicht in «Aufklärung und Kritik» 2/2007, S. 91f.
November 2007
«Ich freue mich auf meinen Tod, Ach, hätt er sich schon eingefunden. Da entkomm ich aller Not, Die mich noch auf der Welt gebunden.»
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
5. Arie der Kantate «Ich habe genug» (Bach-Werk-Verzeichnis 82a)
Oktober 2007
«Wenn dem Menschen am Ende seines Lebens ein Lächeln übrig bleibt, so ist das ein sehr anständiger Reingewinn»
Horst Wolfram Geissler (1893 - 1983) Deutscher Schriftsteller
September 2007
«Den Nutzen des Lebens bestimmt sein Gebrauch: Manche, die kurz lebten, haben lange gelebt»
Michel de Montaigne (1533 - 1592) Französischer Schriftsteller und Philosoph
August 2007
«Die Klugheit eines Menschen lässt sich aus der Sorgfalt bemessen, womit er das Künftige oder das Ende bedenkt.»
Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799) Deutscher Physiker und Schriftsteller
Juli 2007
«Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben. Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar.»
Franz Kafka
Juni 2007
«Wieso sind die Ärzte der Meinung, ihre Aufgabe sei es, »Leben zu erhalten«, wie man immer wieder zu hören kriegt? Das ist einfach nicht wahr. Ärzte sind dazu da, um Kranken bei der Wiedererlangung ihrer Gesundheit zu helfen. Und in den Fällen, in denen das nicht mehr möglich ist, sind sie zu überhaupt nichts mehr da, wenn nicht für eine schmerzfreie Endphase oder einen erlösenden Tod. So sieht echte Humanität aus.»
Rudolf Krämer-Badoni (1913 - 1989) Katholischer deutscher Schriftsteller und Publizist
aus: «Leben, lieben, sterben ohne Gott», München 1989
Mai 2007
«Weise ist der allein, der alles schon findet im Leben, Aber dafür auch im Tod weiter nichts findet als ihn.»
Ludwig Feuerbach (1804 - 1872) Deutscher Philosoph
April 2007
«Religionen haben Mord und Selbstmord verurteilt, haben aber - vom Menschenopfer ganz abgesehen - grausamste Verfolgungen Andersgläubiger erlaubt oder geboten.»
Fritz Bauer (1903 - 1968) Deutscher Richter und Hessischer Generalstaatsanwalt
März 2007
«Die Fortschritte der Medizin sind ungeheuer. Man ist sich seines Todes nicht mehr sicher!»
Hermann Kesten (1900 - 1996) Deutscher Schriftsteller
Februar 2007
«An einem Orte, wo das Leben nichts bietet, kann der Tod nicht besonders schwer sein.»
Johann Nepomuk Nestroy (1801 - 1862) Österreichischer Autor und Schauspieler
Januar 2007
«Oft erscheint der Tod sogar als ein Gut, ein Erwünschtes, als Freund Hein. Alles, was auf unüberwindliche Hindernisse seines Daseins oder seiner Bestrebungen gestossen ist, was an unheilbaren Krankheiten oder an untröstlichem Grame leidet, hat zur letzten Zuflucht die Rückkehr in den Schoss der Natur, aus welchem es wie alles andere auch auf eine kurze Zeit heraufgetaucht war, verlockt durch die Hoffnung auf günstigere Bgedingungen des Daseins als ihm zuteil geworden, und von wo aus ihm derselbe Weg stets offenbleibt.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
aus: Arthur Schopenhauer: «Philosophie für den Alltag», ausgewählt von Hans Joachim Hoof, Manuskriptum, 2. A. 1999, S. 378)
Dezember 2006
Man schreibt wider den Selbstmord mit Gründen die unsere Vernunft in dem kritischen Augenblick bewegen sollen. Dieses ist aber alles vergeblich, so lange man sich diese Gründe nicht selbst gefunden hat, das heisst, so bald sie nicht die Früchte, das Resultat unserer ganzen Erkenntnis und unsres erworbenen Wesens sind. Also alles ruft uns zu, bemühe dich täglich um Wahrheit, lerne die Welt kennen, befleissige dich des Umgangs mit rechtschaffnen Menschen, so wirst du jederzeit handeln wie dirs am zuträglichsten ist, und findest du dereinst den Selbstmord für zuträglich, das heisst sind alle deine Gründe nicht hinreichend dich abzuhalten, so ist er dir auch – erlaubt.
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
November 2006
Der Tod ist eine unveränderliche Grösse, allein der Schmerz ist eine veränderliche die unendlich wachsen kann. Dieses ist ein Satz, den die Verteidiger der Folter zugeben müssen, denn sonst foltern sie vergeblich, allein in vielen wird der Schmerz ein Grösstes und kleiner als der Tod.
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
Oktober 2006
Abgesehen von den Forderungen, welche die Religion stellt, darf man wohl fragen: warum sollte es für einen alt gewordenen Mann, welcher die Abnahme seiner Kräfte spürt, rühmlicher sein, seine langsame Erschöpfung und Auflösung abzuwarten, als sich mit vollem Bewusstsein ein Ziel zu setzen? Die Selbsttötung ist in diesem Falle eine ganz natürliche naheliegende Handlung, welche als ein Sieg der Vernunft billigerweise Ehrfurcht erwecken sollte: und auch erweckt hat, in jenen Zeiten als die Häupter der griechischen Philosophie und die wackersten römischen Patrioten durch Selbsttötung zu sterben pflegten. Die Sucht dagegen, sich mit ängstlicher Beratung von Ärzten und peinlichster Lebensart von Tag zu Tage fortzufristen, ohne Kraft, dem eigentlichen Lebensziel noch näher zu kommen, ist viel weniger achtbar – Die Religionen sind reich an Ausflüchten vor der Forderung der Selbsttötung: dadurch schmeicheln sie sich bei Denen ein, welche in das Leben verliebt sind.
Fiedrich Nietzsche (1844 – 1900)
aus: «Menschliches Allzumenschliches I», KSA 2, 85, «Greis und Tod»
September 2006
«Wo die Moral auf die Theologie, das Recht auf göttliche Einsetzung gegründet wird, da kann man die unmoralischsten, unrechtlichsten, schändlichsten Dinge rechtfertigen und begründen»
Ludwig Feuerbach (1804 - 1872) Deutscher Philosoph
aus: «Das Wesen des Christentums», Gesammelte Werke Band 5, hg. Von Werner Schuffenhauer, Akademie-Verlag Berlin, 3. A., 2006, S. 449
August 2006
«Willensbeschlüsse, die sich auf die Zukunft beziehen, sind blosse Überlegungen der Vernunft über das, was man dereinst wollen wird, nicht eigentliche Willensakte: Nur die Ausführung stempelt den Entschluss, der bis dahin immer nur noch veränderlicher Vorsatz ist und nur in der Vernunft, in abstracto, existiert.»
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) Deutscher Philosoph
aus: Arthur Schopenhauer, «Philosophie für den Alltag», ausgewählt von Hans Joachim Hoof, Manuskriptum, 2. A. 1999, S. 451
Juli 2006
«Der Selbstmörder aus physischen und psychischen Leiden ist kein Selbstmörder, er ist nur ein an Krankheit Gestorbner. Ich verstehe nämlich darunter einen solchen, welcher durch geistiges oder körperliches unheilbares Leiden allmählich in jene Seelenstimmung verfällt, die man mit dem Namen der Melancholie bezeichnet, und so zum Selbstmord getrieben wird, keineswegs aber den, welcher, um einem Leiden zu entgehen, sich bei freiem Sinn und Verstand selbst tötet. Der erstere ist krank, der andre schwach. Der erstere ist an seiner Krankheit gestorben, denn ob dieses Leiden ihm allmählich das Leben raubt oder ihn durch den störenden Einfluss auf sein Gemüt zum Selbstmord bringt, ist gleichgültig. Die Form ist nur verschieden, die Wirkung ist die nämliche: sie ist der Tod, seine Ursache lag in einer Krankheit, die eine Neigung zum Selbstmorde zur Folge hatte, was ich aus Beispielen zur Genüge beweisen könnte. So wenig man nun von einem an der Auszehrung Gestorbnen sagen kann: der Narr oder der Sünder, warum ist er gestorben? Ebensowenig darf man einem Selbstmörder aus dieser Ursache wegen seiner Tat einen Vorwurf machen wollen; er ist, wie schon gesagt, nicht als Selbstmörder zu betrachten.
Dasselbe lässt sich nun, und zwar in noch viel höherem Grade, auf den anwenden, welcher sich aus psychischen Leiden den Tod gibt. Psychische Leiden sind, so wie physische Krankheit des Körpers, Krankheit des Geistes; letztere kann, wenn sie einmal feste Wurzeln geschlagen hat, noch viel weniger gehoben werden als erstere. Wen also eine solche geistige Krankheit zum Tode treibt, der ist ebensowenig ein Selbstmörder, er ist nur ein an geistiger Krankheit Gestorbner. Das geistige Leiden selbst vermag den Körper nicht unmittelbar zu töten, es tut dies also mittelbar; dies ist der ganze Unterschied zwischen dem, welcher am hitzigen Fieber oder in einem Anfall von Wahnsinn stirbt.»
Georg Büchner (1813 - 1837) Deutscher Dichter
aus einer Rezension eines Aufsatzes eines Mitschülers über den Suizid Privatdozent für vergleichende Anatomie an der Universität Zürich Dort im Alter von 24 Jahren an Typhus verstorben
Juni 2006
«Ist aber das Leben nur noch ein Übel, so ist der Tod kein Übel, sondern ein Gut, ja, ein Recht - das heilige Naturrecht des Übelleidenden auf Erlösung vom Übel.»
Ludwig Feuerbach, (1804 - 1872) Deutscher Philosoph
aus: Gesammelte Werke, hrsg. von Werner Schuffenhauer, Kleinere Schriften IV S. 56 ff. (GW Band 11)
Mai 2006
«Wie beim Theater kommt es auch im Leben nicht darauf an, wie lange es dauert, sondern wie gut gespielt wird»
Thukydides (ca. 160 bis 440 v. Chr.) Griechischer Geschichtsschreiber
April 2006
«Grundlage und durchgehendes Motiv der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) ist der Respekt vor der Würde des Menschen und vor seiner Freiheit. Ohne in irgendeiner Weise die Unantastbarkeit des Lebens in Frage zu stellen, ist der Gerichtshof der Meinung, dass die Frage der Lebensqualität unter dem Gesichtspunkt des Artikels 8 EMRK bedeutsam ist. In einem Zeitalter zwiespältiger medizinischer Fortschritte, verbunden mit der Verlängerung der Lebenserwartung, machen sich viele Menschen Sorgen, dass sie gezwungen werden könnten, in hohem Alter oder in einem Zustand fortgeschrittenen körperlichen oder geistigen Verfalls weiterzuleben, der ihren Grundüberzeugungen und Vorstellungen von eigener persönlicher Identität widerspricht.»
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg in seinem Urteil vom 29. April 2002 in der Sache Diane Pretty gegen Grossbritannien, Abschnitt 65
März 2006
Die Überalterung unserer Bevölkerung und die deswegen zunehmende Zahl von Pflegebedürftigen und Schwerkranken geht einher mit den vielfältigen Möglichkeiten der modernen Medizin, die den Tod oft genug aufhalten oder hinauszögern kann. Politik und Gesellschaft sind aufgefordert, sich den daraus ergebenden Konflikten ethischer und rechtlicher Art anzunehmen und zu versuchen, sie angemessen zu bewältigen. Da stehen wir leider noch am Anfang.
Ernst Gottfried Mahrenholz Ehemaliger Vizepräsident des deutschen Bundesverfassungsgerichts
aus seinem Geleitwort zum Buch von Ernst Ankermann «Sterben zulassen - Selbstbestimmung und ärztliche Hilfe am Ende des Lebens» reinhardt-Verlag, München/Basel, 2004
Februar 2006
Es geht um die Freiheit, das Ende des eigenen Lebens, aus welchen Gründen auch immer, selbst zu bestimmen. Die Kirche, die Millionen von hingerichteten Häretikern und von ermordeten sogenannten Hexen auf ihrem Konto hat und für zweitausend Jahre jüdisches Leiden verantwortlich ist, ist bei der Erörterung dieses Problems die ungeeignetste Instanz. Es war nie der Wille Gottes, Häretiker odeer angebliche Hexen zu verbrennen. Es ist also gut verständlich, dass es Menschen gibt, die dem Christentum, das mit dem Rabbi Jesus nichts zu tun hat, nichts Göttliches zutrauen. Aber auch auf diese Menschen dehnt die Kirche mit Hilfe des Staates ihre immer noch grosse Macht aus.
Rudolf Krämer-Badoni (1913 - 1989) Katholischer deutscher Schriftsteller und Publizist
aus: «Leben, lieben, sterben ohne Gott», München 1989
Januar 2006
«Wäre sich der Mensch gewiss, in diesem Leben unsterblich zu sein, so handelte er zweifellos wie ein Narr, wollte er, um nicht länger schwere Leiden aushalten zu müssen, durch einen Sturz ins Nichts Abhilfe schaffen und beraubte sich aus freien Stücken des grossen Privilegs der Unsterblichkeit. Da er jedoch weiss, dass er früher oder später mit seinem Leben einer von vielen ihn unweigerlich befallenden Krankheiten wird erliegen müssen, braucht er meines Erachtens, nur weil er sicher ist, sich selbst später nicht zur begangenen Tat beglückwünschen zu können, seine Qualen nicht durch freiwilliges Hinauszögern der Selbstzerstörung zu verlängern.»
Giacomo Casanova, Chevalier de Seingalt ((1725-1798)
aus: «Über den Selbstmord und die Philosophen» Edition Pandora, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 1994
Dezember 2005
«Wie kein Mensch einen anderen zum Sterben drängen, nötigen oder zwingen darf, so auch keiner zum Weiterleben. Und gibt es denn eine persönlichere Entscheidung als die des Todkranken über die Beendigung oder Nicht-Beendigung seines Leidens? Wenn das ganze Leben von Gott in die Veranwortung eines Menschen gestellt ist, dann gilt diese Verantwortung auch für die letzte Phase seines Lebens, ja, sie gilt erst recht für den eigentlichen Ernstfalls eines Lebens: wenn es ans Sterben geht. Warum sollte gerade diese letzte Phase des Lebens von der Verantwortung ausgenommen sein?»
Hans Küng ( * 19. März 1928) Schweizer Theologe Konzilstheologe am 2. vatikanischen Konzil Professor für ökumenische Theologie in Tübingen
das Zitat stammt aus dem Werk von Hans Küng und Walter Jens, «Menschenwürdig sterben», Piper, 1995
November 2005
«Das Leben ist mir zur Last. Welches ist das metaphysische Wesen, das mir verbietet, mich zu töten? Es ist die Natur!
Welches ist das andere Wesen, das mir befiehlt, mich der Bürde des Lebens zu entledigen, dessen Freuden ich nur noch schwach, dessen Leider aber ich umso starker empfinde? Es ist die Vernunft!
Die Vernunft ist das Wesen, das mich Gott ähnlich macht, das den Instinkt unter seinem Fuss zertritt und das mich lehrt, einen festen Entschluss zu fassen, nachdem ich alle Gründe wohl erwogen habe. Es zeigt mir, dass ich nur Mensch bin, wenn ich der Natur Schweigen gebiete, sobald sie sich einer Handlung widersetzt, die allein alle meine Leiden heilen kann. Es hat mich überzeugt, dass der freie Wille, mich zu töten, ein Vorrecht ist, das Gott mir verliehen hat, um mich zu lehren, dass ich allen Tieren überlegen bin, die er auf Erden geschaffen hat.»
Giacomo Casanova, Chevalier de Seingalt (1725-1798)
aus: Giacomo Casanova, «Über den Selbstmord und die Philosophen» Edition Pandora Band 21, herausgegeben von Gennaro Ghirardelli Campus Verlag, Frankfurt/New York, 1994, ISBN 3-593-35032-7, Seite 175
Oktober 2005
«Gerade weil ich davon überzeugt bin, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, ist mir nicht so sehr an einer endlosen Verlängerung meines Lebens gelegen - schon gar nicht unter nicht mehr menschenwürdigen Bedingungen. Gerade weil ich davon überzeugt bin, dass mir ein anderes, neues Leben bestimmt ist, sehe ich mich als Christ von Gott selber in die Freiheit versetzt, über mein Sterben, über Art und Zeitpunkt meines Todes - soweit mir dies geschenkt wird - mitzubestimmen.»
Hans Küng ( * 19. März 1928) Schweizer Theologe Konzilstheologe am 2. vatikanischen Konzil Professor für ökumenische Theologie in Tübingen.
das Zitat stammt aus dem Werk von Hans Küng und Walter Jens, «Menschenwürdig sterben», Piper, 1995
September 2005
«Ich weiss nicht, wie ich mich im gegebenen Augenblick entscheiden werde, wenn ich die Wahl dazu hätte. Doch das ist nicht von Bedeutung. Wer sterben wird, wird sehen. Das Wesentliche ist zu wissen, dass ich nicht ohne Beistand und ohne Hilfe an mein Sterbebett gefesselt sein werde, dass es mir möglich sein wird, dem zu entgehen. Dass ich noch immer meine Hinfälligkeit mit der Absage an mein Leben vertauschen könnte, ohne dafür mit einer Kugel im Kopf, einer Erhängung oder einem Sprung ins Leere – den üblichen Suizidmethoden - bezahlen zu müssen. Anders gesagt: Dass ich sowohl für den Tod als auch für das Leben über Ressourcen der Medizin werde verfügen können. Denn das Verbot gegenüber dem Arzt, den Tod zu vermitteln, bedeutet auch, und es besteht Anlass, dies ins Gedächtnis zu rufen, das dem Kranken gegenüber erlassene Verbot, auf sein Verlangen hin einen medizinisch begleiteten sanften Tod zu erlangen.»
François de Closet
in: «La Dernière Liberté», Fayard Paris 2001
nach oben
Juni 2014
«Zu Beginn haben viele sogenannte Experten vor einer starken Zunahme
|