(Assistierter) Suizid, Hilfe beim Sterben, und Religion

 

 

Sterben dürfen – ein evangelisch-protestantischer Zwischenruf

Autor: Prof. Dr. Dr. Werner H. Ritter, emeritierter Professor für Theologie, Universität Bayreuth / Bamberg

in «feinschwarz», Theologisches Feuilleton

Teil 1, 22. Juli 2016  (Link)

Teil 2, 29. Juli 2016  (Link)


Apodiktische Ethik mit Lügen
Die deutschen Kirchen und der ärztlich assistierte Suizid

Aufsatz von Friedrich Wilhelm Graf, Prof. em. für ev. Theologie

In: «MERKUR» Heft 05, Mai 2015, Seiten 5 - 18 (Link)


Fünf Staaten in den USA erlauben Ärzten schwerkranken Patienten ihr Leben zu beenden, aber katholische Spitäler weigern sich immer noch, ihre Patienten in Würde sterben zu lassen.

Artikel von Katherine Stewart in «The Nation» (Link, auf Englisch)


Nimm dein Kreuz auf dich!

Sterbehilfe zwischen Religion, Moral und Recht

Aufsatz von Dr. phil. Edgar Dahl (PDF)


Was sagt die Bibel zu Suizid und zu Tötung auf Verlangen?

Sie schildert neun Suizide an zehn Stellen (1-10); die Tötung auf Verlangen (A) an einer; wertet sie aber in keiner Weise.

1) Richter 16, 30: Simson umfasste die Mittelsäulen des Hauses und begrub sich und die Philister unter den Trümmern des Hauses.

2) 1 Samuel 31, 4: Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich darein.

3) 1 Chronik 10, 4: Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich darein.

4) 1 Samuel 31, 5: Als nun sein Waffenträger sah, dass Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb neben ihm.

5) 2 Samuel 17, 23: Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht ausgeführt wurde, sattelte er seinen Esel, machte sich auf und zog heim in seine Stadt, bestellte sein Haus und erhängte sich und starb und ward in seines Vaters Grab begraben.

6) 1 Könige 16, 18: Als Simri sah, dass die Stadt genommen war, zog er sich in die Burg des Königspalastes zurück, steckte den Palast über sich in Brand und starb.

7) 1 Makkabäer 6, 46: (Eleasar) . . . kroch . . . unter den Elefanten, stiess ihm das Schwert in den Leib und tötete ihn; da stürzte das Tier über ihm zu Boden, und so fand er daselbst seinen Tod.

8) 2 Makkabäer 10, 12: (Ptolämäus, genannt Makron) war von den Freunden (des Königs) bei Eupator verklagt worden. Auch nannte man ihn bei jeder Gelegenheit einen Verräter, weil er die von Philometor ihm anvertraute Insel Cypern verlassen hatte und zu Antiochus Epiphanes übergegangen war. Und da er sein Amt nicht mit Ehren innehaben konnte, nahm er Gift und machte seinem Leben ein Ende.

9) 2 Makkabäer 14, 41: Schon schickte sich der Haufe an, den Turm (, worin er sich befand,) zu erstürmen, schon erzwang er sich den Eingang zum Hofe und liess Feuer herbeischaffen, da stürzte Rhazis, dem ringsum jede Flucht abgeschnitten war, sich selbst ins Schwert.

10) Matthäus 27, 5: (Judas) Und er warf das Geld in den Tempel und entfernte sich, und er ging hinweg und erhängte sich.

A) Richter 9, 52-54: Da rückte Abimelech bis an die Burg vor und bestürmte sie. Als er aber nahe an den Eingang der Burg herankam, um sie in Brand zu stecken, warf ein Weib dem Abimelech einen Mühlstein auf den Kopf und zerschlug ihm den Schädel. Da rief er eilends seinen Waffenträger und sprach zu ihm: „Ziehe dein Schwert und töte mich vollends, dass man nicht von mir sagt: Ein Weib hat ihn getötet.“ Da durchstach ihn sein Diener, und er starb.


Der heilige Thomas Morus

In einer Anleitung des Vatikans für katholische Politiker heisst es, man müsse sich für den Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zu dessen natürlichem Ende einsetzen. Diese Erklärung beruft sich im Übrigen auf einen der berühmtesten Heiligen der katholischen Kirche, Thomas Morus. Papst Johannes Paul II. hat ihn am 31. Oktober 2000 gar zum Schutzpatron der Staatsmänner und Politiker ernannt.

Das Letztere ist gerade in Bezug auf Sterben und Freitodhilfe erfreulich. Denn Thomas Morus hat in seinem berühmten Buch «Utopia» – mit dem er eine ideale Gesellschaft entworfen hat – von den Utopiern berichtet, wie sie mit ihren Kranken umgehen:

«Es war schon die Rede davon, mit welcher Hingabe die Utopier für die Kranken sorgen; da fehlt es weder an Medikamenten noch an Nahrungsmitteln, die der Genesung dienen könnten. Wen das schlimme Los einer unheilbaren Krankheit getroffen hat, der empfängt jede Tröstung, jede Hilfe, jeden moralischen und physischen Beistand, der ihm das Leben erträglich machen könnte. Stellen sich aber ausserordentliche Schmerzen ein, denen kein Heilmittel gewachsen ist, dann begeben sich Priester und Amtspersonen zu dem Kranken und erteilen ihm jenen Rat, den sie den Umständen entsprechend für den einzig richtigen ansehen: Sie versuchen, ihm klar zu machen, dass ihm alles genommen sei, was das Leben angenehm mache, ja was das Leben überhaupt ermögliche, dass er gewissermassen nur seinen bereits eingetretenen Tod noch überlebe und dadurch sich selbst und seiner Mitwelt zur Last geworden sei. Sie legen ihm nahe, das quälende Ende nicht länger währen zu lassen und mutig zu sterben, da das Weiterleben für ihn nur eine einzige Abfolge von Qualen darstelle. Sie reden ihm zu, er möge die Ketten sprengen, die ihn umschliessen, er solle freiwillig aus dem Kerker des Lebens entweichen oder wenigstens die Einwilligung geben, dass andere ihn daraus erlösen. Wenn er sterbe, so verschmähe er damit nicht in unverantwortlicher Weise die Wohltaten des Lebens, sondern er beende damit nur eine grausame Marter. Wenn einer daraufhin den Worten der Priester, die als Werkzeuge Gottes angesehen werden, sich gefügig zeigt, so verrichtet er damit ein frommes, ein heiliges Werk. Wer sich auf diese Weise bereden lässt, verzichtet freiwillig auf seine Nahrung und gibt sich so den Tod, oder man verabreicht ihm einen Schlaftrunk, der ihn aus dem Leben scheiden lässt, ohne dass er es bemerkt. Wer aber auf das Leben nicht verzichtet, wird trotzdem in der freundlichsten Weise umsorgt und bleibt auch nach seinem Tode in ehrenvollem Andenken.»


Das 6. Gebot

In der hebräischen Thora wird im 6. Gebot das Verb «ratsah» verwendet; es bedeutet eine verbrecherische Tötungshandlung.

Das neutrale Verb für «töten» im Hebräischen ist hingegen «harag».

Deshalb muss in deutscher Sprache das 6. Gebot nicht mit «Du sollst nicht töten» übersetzt werden, sondern mit «Du sollst nicht morden».

 

 

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