Serie: Einblick in die Arbeit bei DIGNITAS

06. August 2025


Folge 2: Im Gespräch mit Myriam* vom Planerteam

Was hat dich zu DIGNITAS gebracht?
Ich hatte Lust auf eine Arbeit, bei der ich näher am Menschen bin. An DIGNITAS dachte ich dabei nicht, doch das Stelleninserat fiel mir auf, weil da – natürlich nebst bestimmten Grundanforderungen wie der Vielsprachigkeit – vor allem passende Persönlichkeiten gesucht werden.

Was sind die Hauptaufgaben des Planerteams?
Das Planerteam prüft Gesuche von DIGNITAS-Mitgliedern für eine ärztlich unterstützte Freitodbegleitung und koordiniert den Prozess bis zur Erteilung des «provisorischen grünen Lichts»[1]. Entscheidet das Mitglied später, dass es eine Freitodbegleitung beanspruchen möchte, ist das Planerteam zudem zuständig für die Planung und Organisation der Begleitung.

Mit wem bist du in Kontakt?
Wir arbeiten von Anfang an sehr eng mit dem Mitglied zusammen, manchmal auch mit dessen Angehörigen. Dazu aber auch mit externen Stellen wie den Ärzten, der Apotheke oder auch dem Bestatter. Auch intern gibt es einen steten Informationsaustausch, beispielsweise mit dem Team, das die notwendigen behördlichen Dokumente koordiniert, und mit den Freitodbegleitern.

Was gefällt dir besonders an der Arbeit im Planerteam und bei DIGNITAS generell?
Die Arbeit im Planerteam ist enorm abwechslungsreich. Ich halte viele Fäden in der Hand und bin mit unterschiedlichsten Menschen aus allen möglichen Ländern und Kulturen im Austausch, schriftlich und telefonisch. Kein Tag ist wie der andere und jeder Weg zu einer Freitodbegleitung verläuft anders. Natürlich müssen viele Details beachtet und bestimmte Vorgaben eingehalten werden, die nicht verhandelbar sind. Dennoch passiert auch viel Unerwartetes. Ich muss mich immer wieder auf neue Situationen einstellen und darauf reagieren. Das macht Spass und ist sehr bereichernd.

Bei DIGNITAS schätze ich, dass ich sehr selbständig arbeiten kann und mich dennoch gut aufgehoben fühle. Man wird gehört und kann bei vielen Entscheidungen mitbestimmen. Ich schätze diese Arbeitskultur und die Wertschätzung als Mensch, die ich bei meiner Tätigkeit erfahre.

Welche Situationen gehen dir besonders nahe?
Mir persönlich gehen die manchmal sehr schweren Geschichten von noch jungen Menschen unter die Haut. Oder von Menschen, deren Lebensgeschichte Parallelen zu meiner eigenen enthält.

Was hilft dir in schwierigen Situationen?
Bei der Arbeit hilft mir der Austausch im Team und dass man auch mal einfach an die frische Luft gehen kann. Privat kann ich mich von der Arbeit zum Glück gut abgrenzen und finde Ausgleich mit der Familie und beim Sport.

Welche Eigenschaften sind für diese Arbeit wichtig?
Organisatorisches Geschick, Sorgfalt bei den Details und die Fähigkeit, mit Unerwartetem umzugehen. Dazu auch eine gewisse Strenge, gepaart mit Einfühlungsvermögen.

Inwiefern hat dich die Arbeit bei DIGNITAS verändert?
Ich bin gelassener geworden und habe mich als Mensch enorm weiterentwickelt. Bei DIGNITAS habe ich gelernt, mich von Problemen weniger vereinnahmen zu lassen und stattdessen auf die Lösungsfindung zu fokussieren. Davon profitiere ich auch ausserhalb der Arbeit. In schwierigen Situationen bin ich um einiges entspannter und sicherer geworden. Man sollte die Feste feiern wie sie fallen, das Hier und Jetzt viel mehr geniessen und sich Zeit für das Wesentliche nehmen.

*Myriam arbeitet seit bald vier Jahren bei DIGNITAS. Neben ihrer Arbeit im Planerteam ist sie auch Freitodbegleiterin.

[1] «Provisorisches grünes Licht»: Zusage eines Schweizer Arztes, dass er aufgrund der aktuellen medizinischen Unterlagen und der Gesamtlebenssituation des Mitglieds grundsätzlich bereit wäre, für das Mitglied ein Rezept für das tödliche Medikament auszustellen.